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MEGA weiter in Not

■ Marx-Engels-Gesamtausgabe akut gefährdet

Berlin (dpa) — Wissenschaftler und Politiker befürchten das „Aus“ für die weitere Herausgabe der Gesamtausgabe der Werke von Marx und Engels (MEGA). Wenn nicht sofort etwas geschehe, müsse — wie schon einmal unter Stalin und Hitler — mit dem Abbruch des ehrgeizigen Projekts gerechnet werden, dessen Anfänge bis in die 20er Jahre zurückreichen. In internationaler Zusammenarbeit sind bisher 44 der auf 130 Bände veranschlagten Ausgbe erschienen. Für Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) komme eine Weiterführung der MEGA in diesem Umfang allerdings nicht in Betracht, hieß es in einer Erklärung des Ministers.

Starken Vorwürfen ist die Treuhand ausgesetzt, da sie im Februar 1991 die Konten des gemeinnützigen Vereins MEGA-Stiftung gesperrt hatte. Der Ursprung der Gelder in Höhe von 27,5 Millionen Mark aus PDS-Vermögen soll überprüft werden. Die Treuhand betont, sie hoffe auf eine baldige Regelung, um die Forschergruppe zusammenzuhalten, sei an das Votum der unabhängigen Regierungskomission zur Überprüfung des DDR-Parteienvermögens gebunden.

Wolfgang Ullmann vom Bündnis 90/Grüne wies darauf hin, daß allein die Zinsen aus der 27,5 Millionen-Mark-Spende ausreichen, um mit 30 Mitarbeitern jährlich sechs weitere Bände herauszugeben. Aber auch die Verfügung über die Zinsen sei abgelehnt worden.

Der Aufruf zur Rettung der MEGA wurde bisher von über hundert west- und ostdeutschen Politikern, Künstlern und Wissenschaftlern unterschrieben, darunter die SPD-Politiker Wolfgang Thierse, Volker Hauff, Björn Engholm und Peter Glotz. Auch der Rektor der Humboldt-Universität, Heinrich Fink, sowie die Schriftsteller Martin Walser und Walter Jens setzen sich für die MEGA ein.

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