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Schwitzende Briten-betr.: "Nordirland-Gespräche gescheitert", taz vom 4.7.91

betr.: „Nordirland-Gespräche gescheitert“, taz vom 4.7.91

Trotz fähigem Irland-Redakteur Ralf S. scheint die taz einer Meldung der Nachrichtenagenturen 'afp‘ und 'dpa‘ aufgesessen zu sein. In ihrem Artikel über die „gescheiterten Nordirland-Gespräche“ zeichnet sie ein Bild eines hilflosen, ins Schwitzen gekommenen britischen Nordirland-Ministers Brooke, der zwischen den zwei Parteien — „Protestanten“ und „Katholiken“ — vermitteln will. Wie ist es möglich, daß die Briten ihre uralte Methode — über die in Irland übrigens nur noch geschmunzelt wird — zum x-ten Mal aus dem Nähkästchen zaubern? Die Briten stellen sich in der Presse als die vernünftigen Vermittler dar, obwohl sie den verschiedensten Gruppen die widersprüchlichsten Sachen versprechen.

Damit wird das alte Märchen vom sog. „Religionskrieg in Irland“ und den „neutralen Briten“, die sich zwischen die „fanatischen“ IrInnen stellen, wieder einmal aufgewärmt.

Tatsache dagegen ist, daß bei diesen „Talks about talks“ Sinn Fein überhaupt nie an den Verhandlungstisch geladen wurde. Sogenannte „Gespräche“ fanden also nur statt zwischen den gemäßigten Sozialdemokraten im Norden und den protestantischen Unionisten. Schwierig wurde es bereits in der Frage der Rolle der südirischen Regierung. Die Fronten verhärteten sich bereits an Symbolismen. Zum Beispiel weigerte sich die Führung der Unionisten, ihren Fuß auf südirischen Boden — Dublin — zu setzen, solange die Republik in ihrer Verfassung Anspruch auf Nordirland erhebt.

Tatsache ist weiterhin, daß es sich bei diesen sogenannten „Gesprächen“ um eine reine Propagandafarce der Briten handelte. Besonders dem Ausland wollten sie zeigen, in Irland könne es doch noch zu Verhandlungen — ohne Sinn Fein — und zu irgendwelchen „Lösungen“ kommen. Ging es doch zu keiner Zeit um tatsächliche Vereinbarungen, sondern alleine darum, ob überhaupt miteinander, das heißt mit der Dubliner Regierung, den Sozialdemokraten und den Unionisten geredet wird. Also „talks about talks“. Una Parker, (West)Berlin

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