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Ossis planmäßig an „Körnerkaffee“ gewöhnen

■ Eduscho mit Schierigkeiten im Ostgeschäft

Eduscho, die Nr. 3 im bundesdeutschen Kaffeegeschäft mit Sitz in Bremen, ist mit sich zufrieden: Das Unternehmen mit seinen 6.000 MitarbeiterInnen machte 1990 einen stabilen Umsatz von 2,2 Mrd. Mark. Zwar waren die Preise für Röstkaffee gesunken, doch konnten Einbußen wettgemacht werden durch den Dollarverfall und den Verfall der Rohkaffeepreise. Hinzu kommt, daß bei Eduscho der Kaffee nur zu 1,2 Umsatzmilliarden beiträgt, für 800.000 weitere Umsatzmillionen sind Gebrauchs- und Geschenkartikel verantwortlich.

Das Geschäftsjahr 1990 war ein Jahr des „Marktaufbaus“ in Ostdeutschland, wie die leitenden Manager gestern der Presse berichteten. 3.500 PartnerInnen wurden aufgetan, in Bäckereien und Läden „Depots“ anzulegen — für den frisch zu mahlenden Eduscho-Kaffee. Denn das Management hält im Osten am Eduscho-Prinzip der „frischen Bohne“ fest, obwohl Ostdeutsche frischgemahlen Bohnenkaffee als „Körnerkaffee“ abtun und lieber den vakuumverpackten Kaffee aufgießen. Eduscho entwarf jedoch zusätzlich eine Ost-Kaffee- Marke — „zur rascheren Marktdurchdringung“. Die Ost-Marke heißt „A la carte“, geht mehr Richtung „würzig, kräftig“ und ist billiger als die West-Produkte. Die Manager hoffen, daß die DDR-Konsumentin sich mit den Jahren und mit den Eduscho- Werbemillionen „hocharbeitet“ zu den West-Sorten.

Langfristig will Eduscho mit seiner Rösterei und den dazugehörigen 230 Arbeitsplätzen den Standort Berlin verlassen. Die Manager mochten gestern nicht ausschließen, daß in „fünf bis zehn Jahren“ für 20-30 Mio. Mark eine neue Rösterei im Bremer Europahafen „entstehen könnte.“ bd

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