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Rätselraten um DDR-Symbol und kyrillische Schrift

■ Mysteriöser Mord an zwei Männern/ Die beiden Toten waren an einen DDR-Grenzpfosten gebunden und wurden in den Töpchiner Waldsee bei Königs Wusterhausen geworfen/ Vage Vermutung: Die Opfer könnten Sowjetbürger gewesen sein

Potsdam. Der Mord an zwei 40 bis 50 Jahre alten Männern, die am Sonntag vormittag aus dem Töpchiner Obersee im Kreis Königs Wusterhausen geborgen wurden, gibt der Potsdamer Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft große Rätsel auf. Die beiden Leichen, die mindestens sechs Tage auf dem Wasser trieben, waren mit Stricken an einen DDR- Grenzpfosten aus Beton gebunden. Auch die Identität der Toten konnte bislang noch nicht festgestellt werden. Überaus vage Anhaltspunkte lassen vermuten, daß es sich um sowjetische Staatsangehörige handeln könnte.

Eine Angler hatte am Sonntag die Polizei informiert, nachdem er einen Körper auf dem Töpchiner Waldsee treiben sah. Bei der Bergung des Leichnams stellte sich heraus, daß an den Grenzpfosten noch ein zweiter Mann festgebunden war. Die Obduktion ergab, daß der eine Mann vermutlich erdrosselt worden war. Bei dem anderen wurden massive Schlageinwirkungen am Kopf festgestellt, die nach Angaben von Polizeisprecher Piokowski auf eine Gehirnverletzung schließen. Außerdem seien bei beiden Opfern Stiche in der Lunge festgestellt worden.

Über die Identität der Leichen herrscht nach wie vor Unklarheit.

Der eine Mann war mit einer blauen Badehose, einem blauen Hemd und graublauen Socken bekleidet. Sein linker Oberarm weist eine Tätowierung auf: einen Adler mit einer Kette, an der die Buchstaben »DDR« mit dahinter gekreuzten Schwertern zu sehen sind. Der andere trug eine schwarze Badehose mit roten Streifen und dunkle Socken. Bei einem der Toten wurden zwei kleine Bücher mit Bibeltexten in kyrillischer Schrift gefunden. »Rein theoretisch«, so Polizeisprecher Piokowski, »könnte es sich um sowjetische Staatsangehörige handeln, die hier beim Militär waren oder sich als Zivilpersonen aufhielten«. Eine Vermißtenmeldung sei noch nicht eingegangen.

Die ermittelnde Staatsanwältin Marianne Böhm erklärte gegenüber der taz, die Tätowierung am Arm des einen Opfers sei »inzwischen gedeutet worden«, wollte sich dazu aber noch nicht äußern.

Bezüglich des Tatmotivs und möglicher Täter tappt die Kripo völlig im dunkeln. Daß die Männer an einen 1,80 Meter langen und zehn mal zehn Zentimeter dicken Grenzpfosten gefesselt waren, läßt vermuten, daß es sich hier um einen Fememord oder eine Hinrichtung handelt. Fakt ist bislang nur, daß die Leichen nach dem gerichtsmedizinischen Gutachten »mindestens sechs bis acht Tage« im Wasser waren. Der Töpchiner Obersee ist mit einer maximalen Tiefe von 1,20 Meter ein sehr flaches Gewässer, in dem auch wegen des morastigen Untergrunds nicht gebadet wird. Polizeisprecher Piokowski hielt es »theoretisch für denkbar«, daß die Täter nicht damit gerechnet hatten, daß die an dem Grenzpfosten versenkten Toten durch die Bildung von Leichengasen im Körper wieder Auftrieb bekommen würden. plu

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