: Erste Sitzung der Nationalversammlung
Kuwait (afp/taz) — Erstmals seit dem irakischen Einmarsch ist die kuwaitische Nationalversammlung zusammengetreten. Das Gremium war im April 1990 auf Anweisung des Emirs von Kuwait gebildet worden, der das kuwaitische Parlament im Juni 1986 aufgelöst hatte.
Die kuwaitische Opposition hatte die anstehende Sitzung bereits am Montag zum Anlaß genommen, erneut eine Demokratisierung Kuwaits anzumahnen. Auf einer Pressekonferenz protestierten Oppositionelle gegen das Fehlen eines Parlaments in Kuwait. Die Nationalversammlung sei „illegal“ und eine „Farce“, da sie keinen Einfluß auf die Gesetzgebung habe. Der frühere Parlamentspräsident As-Saadun kritisierte, daß die Regierung ohne Legitimation über Milliardenprogramme beschließe.
Die provisorische Nationalversammlung setzt sich aus 50 gewählten und 25 ernannten Mitgliedern zusammen. „Die Regierung wird mit dem Aufstocken ihrer Sicherheitskräfte beginnen“, kündigte der Kronprinz und Ministerpräsident Scheich Saad al Abdallah as-Sabah an. Die Armee des Landes leidet unter Personalmangel, da zahlreiche frühere Soldaten als Sympathisanten der Iraker entlassen wurden. Mehrere tausend vom Irak freigelassene kuwaitische Soldaten wurden zunächst nicht nach Kuwait zurückgelassen, und ein Teil von ihnen lebt noch immer in einem Lager an der irakisch-kuwaitischen Grenze.
Scheich Saad stellte der Nationalversammlung ein Programm vor, das weiterhin Ausweisungen und die Fortsetzung der „Kollaborations“- Prozesse vorsieht. Er versicherte, Kuwait werde die „palästinensische Sache“ weiter unterstützen, auf die schweren Pressionen ausgesetzte palästinensische Bevölkerung in Kuwait ging er jedoch nicht ein.
Die Regierung hat für Oktober 1992 Parlamentswahlen angekündigt. Die Opposition fordert Wahlen zu einem früheren Termin. Bislang verzichtete die Opposition auf große Demonstrationen, um eine Konfrontation mit der Regierung zu vermeiden. Nur Monate vor Beginn der Golfkrise war die Demokratiebewegung in Kuwait unterdrückt worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen