Behörde für „abgeschobenen“ Prof

■ Querelen um Uni-Rechenzentrum bremisch gelöst

Der Großrechner der Bremer Universität ist bedenklich in die Jahre gekommen. Schon seit zehn Jahren hockt die Siemens-Anlage „7.881“ in den Schränken des Uni-Rechenzentrums. Mindestens vier Jahre zuviel, sagen ExpertInnen. So auch Helmuth Wolf, beim Bremer Wissenschaftssenator für „Datenverarbeitung“ zuständig: „Die Anlage ist hoffnungslos überaltert. Es gibt keine Ersatzteile mehr. Der Wartungsvertrag läuft aus. Die Anlage muß schnellstmöglich abgeschaltet werden.“ Erstaunliches Beharrungsvermögen zeigt an der Universität jedoch nicht nur der Großrechner, sondern auch — und das hängt direkt damit zusammen — der Leiter des Uni- (Groß)-Rechenzentrums Prof. Dr. Günther Lamprecht. Er ist seit den Anfängen der Uni im Dienst und hat als Computer-Zentralist auf Großrechner gesetzt.

Zulange, wie ihm seine KritikerInnen in der Uni vorwerfen. Denn die Generation der Großrechner längst out, „durch die Datenverarbeitungs-Entwicklung überflüssig geworden“, wie sich der Computer-Spezialist der Behörde, Helmuth Wolf, ausdrückt.Während im Zeitalter der Großrechner alle Uni-PCs mit dem Uni-Großrechner „über Strippe“ verbunden waren, haben sich die modernen Computer an den Uni- Arbeitsplätzen vom Großrechner abgenabelt. Sie sind untereinander vernetzt und zapfen untereinander Daten an.

Eine elegante Lösung für den Computer-Clinch hat die Uni- Leitung jetzt in Einklang mit der Wissenschaftsbehörde gefunden. Erstens darf die Universität für 500.000 Mark einen weniger zentralistischen Computer der modernsten Generation, einen sogenannten „Applikations-Surfer“, einkaufen. Er springt dann ein, wenn die Terminals auf den Arbeitsplätzen versagen: bei besonders großen Programmen und bei Datenbanken. Zweitens — und dies ist eine typisch bremische Lösung — wird der bisherige Leiter des (Groß-)Rechenzentrums in ein neues Amt versetzt, das eigens für ihn gegründet wurde und das sich in den gleichen Uni-Räumen befindet, so daß Lamprecht seinen Schreibtisch nicht verrücken muß. Dieses Amt soll „Landesrechenzentrum“ heißen. BeobachterInnen in der Universität sprechen mit klammheimlicher Freude von „Abschiebung“. Einer: „Man gründet das Amt nur, damit Lamprecht an der Uni in Sachen Datenaverarbeitung nichts mehr zu sagen hat.“

Dies sei eine „kostenneutrale“ Lösung betont Behördenmitarbeiter Helmuth Wolf. Denn mit dem Abschalten des Großrechners solle auch das „Uni-Rechenzentrum“ sterben. Die Räume würden aber weiter genutzt: Die Hälfte der rund 30 MitarbeiterInnen solle mit Prof. Lamprecht das neue „Landesrechenzentrum“ bilden. Die andere Hälfte bliebe der Uni zugehörig und kümmere sich um die zeitgemäß-vernetzte Datenverarbeitung in den Studiengängen — im „Zentrum für Netze und verteilte Datenverarbeitung“.

Die Idee, den ungeliebten Lamprecht zum Amtsleiter zu befördern, war recht plötzlich entstanden: Die Uni hatte günstig einen gebrauchten Siemens Höchst-Leistungsrechner angeboten bekommen. Das ist ein Spezial-Gerät für NaturwissenschaftlerInnen mit großem Rechenaufwand. Rektor Timm hatte zugriffen. Lamprecht bekam vorgeschlagen, doch diesen Höchstrechner zu betreuen und dafür „Amtsleiter“ zu werden. Von „Abschiebung“ will Behörden Mitarbeiter Wolf nichts wissen. Das sei für Lamprecht doch eindeutig ein „Aufstieg“. Wolf: „Denn er hat doch dann eine leistungsfähigere Maschine zu betreuen.“ Barbara Debus