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Spekulanten warten umsonst auf Pöhls Rache

Frankfurt (dpa/taz) — Unter dem Blitzgewitter der Fotografen lächelte der designierte Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger: „Jetzt haben wir auch das hinter uns“ — und meinte das gemeinsame Foto mit seinem Vorgänger Karl Otto Pöhl. Konterte der: „Ja, irgendwie übersteht man alles.“ Gestern schaffte der vorzeitig aus dem Amt des obersten Währungshüters zurückgetretene Pöhl eine weitere Etappe auf dem Weg des Abschieds: seine mit Spannung erwartete letzte Sitzung des Zentralbankrats.

Auf der ließ dann das Spitzengremium der Bundesbank die Leitzinsen unverändert. Dabei hatten zuvor an den Devisenmärkten die Händler auf das heftigste spekuliert: Die Zinsen würden weiter angehoben, weil Pöhl seinem Nachfolger Schlesinger den Einstieg erleichtern und ein wenig Rache an der Bundesregierung für die Haushaltspolitik nehmen wolle. Wollte er aber nicht, und so blieb die Sitzung mit dem Thema Geldmengenziel Routine.

Seit 16 Jahren formuliert der Zentralbankrat einen finanziellen Rahmen für das erwartete wirtschaftliche Wachstum. Die Zielvorgabe soll die Preisentwicklung dämpfen. Dazu wird das Geldmengenziel für das kommende Jahr in der letzten Jahressitzung festgelegt und vor der Sommerpause überprüft; diesmal wurde das Ziel für das Wachstum der sogenannten Geldmenge M3 um ein Prozent gesenkt.

Zur Geldmenge M3 zählen neben Bargeldumlauf und Sichteinlagen auch Spargelder und Termineinlagen bis zu vier Jahren. Unterstellt wird dabei eine bestimmte Ausweitung des Produktionspotentials, eine geschätzte Inflationsrate und die Umlaufgeschwindigkeit.

Ende 1990 hat die Bundesbank ihr Ziel mit vier bis sechs Prozent angegeben. In den ersten Monaten dieses Jahres bewegte sich die Wachstumsrate am unteren Rand dieser Meßlatte — also innerhalb des jetzt gesenkten Zielkorridors. Nach Auffassung der Bundesbank ist genug Geld vorhanden. Um der Inflation vorzubeugen, wollen die Notenbanker deshalb weniger als geplant in Umlauf bringen. dri

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