: BesetzerInnenrat: »Heiße Räumung«
■ Brandursache in den ehemals besetzten Häusern der Dunckerstraße konnte noch nicht geklärt werden
Prenzlauer Berg. Nach dem Brand am Freitag in der Dunckerstraße 15 tagte das Sonderplenum des BesetzerInnenrates noch am selben Abend. Einig waren sich alle darin, daß es sich um Brandstiftung handele. Auch ein Beamter der Brandkommission hatte dies bestätigt. Mit einem Bericht der Kriminalpolizei ist erst Ende der Woche zu rechnen.
Der BesetzerInnenrat nannte den Brand eine »heiße Räumung«. Sein Sprecher, Wolfram Kempe, wolle damit keine konkrete Schuldzuweisung aussprechen. Die Frage sei nur, wer in der Stadt daran ein Interesse hätte, das Klima im Prenzlauer Berg, das mit anderen Bezirken nicht zu vergleichen sei, zu verändern. Im Bezirk gibt es einen BesetzerInnenrat, der bisher am Runden Tisch mit dem Bezirksamt, der Wohnungsbaugesellschaft WIP und dem Arbeitskreis Instandsetzung die Probleme der Häuser klären konnte.
Umstritten jedoch war zwischen dem Verein »Wohn- und Ausbauprojekt Dunckerstraße 14/15« und der WIP die Nutzung der drei durch den Brand beschädigten Häuserteile. Die WIP hielt ein Betreten der beiden Quergebäude und des Seitenflügels der Dunckerstraße 15 für lebensgefährlich. Deshalb hatten die BewohnerInnen zwei Wochen intensiv an einer Notinstandsetzung gearbeitet. Bei einer Begehung der Gebäude, einen Tag vor dem Brand, wurde geklärt, daß der Seitenflügel vorerst gesperrt werden muß. Nachdem das Gebäude zugemauert wurde, brach ausgerechnet hier der Brand aus. Daß einer der Hausbewohner den Brand gelegt hätte, hält Kempe »nach aller menschlichen Erfahrung für unmöglich.« In eineinhalb Jahren entstanden dort neben Wohnungen auch eine Töpferei, eine Tischlerei, Ateliers und ein Kinderprojekt.
Probleme entstanden für die Ex- BesetzerInnen erst, nachdem in der Zeitung SUPER! in der Serie »Wir Kinder vom Alex« massive Verleumdungen wie Prostitution und illegaler Waffenbesitz gegen die BewohnerInnen veröffentlicht wurden. Am Runden Tisch gerieten sie dadurch zeitweilig in Mißkredit. Die eingeklagte Gegendarstellung wurde bisher nicht abgedruckt.Nach diesen Artikeln gab es verstärkte Polizeistreifen in der Dunckerstraße. BewohnerInnen wurden tätlich angegriffen und vorübergehend festgenommen. Nach der »Verleumdungskampange« und dem mysteriösen Brand fragen die Betroffenen in einem Flugblatt: »Sind das jetzt die Methoden, die alle hier im Kiez lebenden zu erwarten haben, wenn es um die Entfernung unliebsamen Menschenmaterials aus profitträchtigen Spekulationsobjekten geht?« Dem BesetzerInnenrat geht es jetzt vor allem darum, daß die Gebäude den BewohnerInnen erhalten bleiben. Darüber wird heute bei einer Besichtigung der Häuser durch den Bezirk, die WIP und die MieterInnen entschieden. anbau
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