: Bau des Großflughafens kann sich verzögern
■ Wenn Gutachten zutrifft, entspannt sich der Zeitplan
Berlin/Hamburg. Der Zeitdruck bei der Planung und dem Bau eines Großflughafens würde sich »etwas entspannen«, wenn der Flugverkehr langsamer wachse, als bisher angenommen. Dies erklärte Knut Henne, Direktor der Berliner Flughafen GmbH, der taz. Wie wir berichteten, kommt ein Gutachten des Bundesverkehrministeriums zu dem Schluß, daß im Jahr 2000 »nur« 16,8 Millionen Passagiere in Berlin bewältigt werden müßten. Die Lufthansa rechnet mit 22 Millionen, die Berliner Flughafen GmbH mit 20 Millionen Fluggästen. Henne hält die Schätzung des Bundesverkehrsministers allerdings für zu gering.
Inzwischen gibt aber selbst die Lufthansa zu, bei ihrem Gutachten negative Aspekte ignoriert zu haben. Die Gutachter hätten vernachlässigt, daß auch die Lufthansa alle Flüge unter 400 Kilometer für ökologisch bedenklich und ökonomisch kritisch hält, sagte Franzjosef Darius, Umweltschutzbeauftragter der Fluggesellschaft in Hamburg. Ob möglicherweise schon im Jahr 2000 ein überwiegender oder nur geringer Teil der Inlandsflüge (40 Prozent des Passagieraufkommens) auf die Schiene verlegt werde, sei nicht untersucht worden, weil man es »überhaupt nicht absehen kann«, begründete Darius.
Die Forderung der Klima-Kommission des Bundestages, den Kohlendioxid-Ausstoß mit Steuern zu belegen, sei allerdings bedacht worden. Die Lufthansa kaufe Flugzeuge mit entsprechend sparsamen Triebwerken. Auch gehe man davon aus, daß Flugtickets durch eine Umweltsteuer teurer würden und deshalb weniger Passagiere fliegen könnten. Wieviele Kunden aber vom Flugzeug auf die billigere Schiene umsteigen, sei im Gutachten nicht erwähnt.
Werner Salomon, Bürgermeister von Spandau, befürchtet nun, daß der Großflughafen bei geringeren Prognosen nicht bis zum Jahr 2000 in Betrieb genommen werde und die Berliner weit über das Jahr 2000 unter den innerstädtischen Flughäfen leiden müßten. Der Senat solle erklären, welche Gutachten er für die Planung des »Berlin International« berücksichtige und welchen Zeitplan er beim Bau eines Großflughafens einhalten wolle.
Florian Engels, Sprecher des Brandenburger Ministers für Umwelt und Raumplanung, zweifelt die Ernsthaftigkeit der bisherigen Prognosen an. Es sei aber nicht Aufgabe seines Ministeriums eigene Gutachten zu erstellen, da es nur für das Raumordnungsverfahren zuständig sei — im Gegensatz zu den Verkehrsministern. Hans Schnoor, Sprecher von Verkehrssenator Haase, erklärte, daß der Senat in jedem Fall die innerstädtischen Flughäfen entlasten wolle.
Tegel soll bisher bis Ende kommenden Jahres auf eine Kapazität von neun Millionen und Schöneberg bis 2005 auf 18 Millionen Passagiere ausgebaut werden. Dirk Wildt
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