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Zweite Reihe geht an Ostdeutsche

■ Fünf stellvertretende Programmdirektoren beim MDR bestätigt

Auf der zweiten Führungsebene des neuen Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) kommen nun überwiegend ostdeutsche Journalisten zum Zuge. Mit Zustimmung des Rundfunkbeirates hat MDR-Intendant Udo Reiter letzte Woche fünf stellvertretende Direktoren berufen. Die Position der stellvertretenden Fernsehdirektorin übernimmt die Journalistin Barbara Molsen (45), seit 1990 auch stellvertretende Chefredakteurin beim deutschen Fernsehfunk (DFF) in Ostberlin.

Barbara Molsen, FDP-Mitglied, war nach dem Studium zunächst Dramaturgie-Assistentin bei Heiner Müller, bevor sie zum DFF ging. Nach der politischen Wende rückte sie dort in Führungspositionen; westdeutsche Zuschauer konnten sie als Moderatorin einer ARD-Talkshow von der Funkausstellung erleben.

Stellvertretender MDR-Hörfunkdirektor wird Uwe Grüning (49), der zunächst Fertigungstechnik studierte und seit 1982 als freier Schriftsteller arbeitet. Grüning trat nach der Wende in die DDR-CDU ein und ist seit 1990 CDU-Landtagsabgeordneter in Sachsen. Die Direktorenposten beider Programmbereiche hatte Reiter mit westdeutschen Rundfunkleuten besetzt, was in der Öffentlichkeit heftig kritisiert wurde und wird. Fernsehdirektor ist der frühere Chef von ARD-aktuell, Henning Röhl (CDU); die MDR-Hörfunkdirektion leitet Karola Sommerey (SPD), bislang Hörfunkdirektorin bei Radio Bremen.

Im Rahmen der von MDR-Intendant Reiter angestrebten Tandem- Lösung aus westdeutschen Direktoren und ostdeutschen Stellvertretern wurden auch die zweiten Führungspositionen in den Landesfunkhäusern der Drei-Länder-Anstalt von Sachsen, Thüringen und Sachsen- Anhalt besetzt: Uwe-Eckhart Böttger (36), zuletzt Landesfunkhausdirektor des Sachsen-Radios in Dresden, wird stellvertretender Direktor des MDR-Landesfunkhauses in Dresden. Böttger, der als einer der wenigen aus der MDR-Spitze keiner Partei angehört, erhielt als kritischer Journalist 1984 Berufsverbot und arbeitete später als politischer Redakteur beim Deutschlandfunk in Köln, bevor er im vergangen Jahr als Chefredakteur zum Sachsen-Radio wechselte.

Im Landesfunkhaus Erfurt wird Matthias Gehler (37) stellvertretender Direktor. Der Theologe arbeitet seit 1987 als Journalist und Liedermacher. Von April bis Oktober 1990 war Gehler Regierungssprecher der ersten freigewählten DDR-Regierung unter Lothar de Maiziére, zuletzt gehörte er zum Beraterstab des Rundfunkbeauftragten Rudolf Mühlfenzl. Gehler hat keine praktischen Fernseh- und Rundfunkerfahrungen.

Aus Westdeutschland kommt wiederum der neue stellvertretende Landesfunkhausdirektor in Magdeburg, Bernd Träger (52), der nach einer Ausbildung als Regieassistent zunächst Reporter bei RIAS und SFB war, bevor er ins NDR-Landesfunkhaus Hannover wechselte, wo er derzeit die Redaktion Politik/Fernsehen leitet. Träger ist Mitglied des NDR-Gesamtpersonalrats und Mitglied der FDP. Noch nicht benannt wurden die Stellvertreter des Verwaltungs- und Betriebsdirektors sowie der Vertreter des juristischen Direktors. epd/taz

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