: Börsenskandal: 150 Ermittlungen
Frankfurt/Main (dpa) — Im Frankfurter Börsenskandal ist die erste Runde abgeschlossen, ein Ende der Affäre freilich noch nicht in Sicht. Zwar bescheinigte die Insider-Prüfungskommission mit ihrem „Freispruch“, daß es „keine Verstöße gegen die Händler- und Beraterregeln“ gegeben hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gleichwohl noch immer gegen 150 Beschuldigte, denen zumeist Steuerhinterziehung zur Last gelegt wird. Bei zwei Betroffenen wird auch wegen Untreue ermittelt.
Damit haben sich zumindest die anonymen Vorwürfe gegen Beschäftigte der Deutschen Bank und einen Journalisten der Telebörse des Privatsenders Sat.1 als gegenstandslos erwiesen. Sie waren beschuldigt worden, den TV-Zuschauern Empfehlungen aus Eigennutz gegeben und sich damit unzulässigerweise bereichert zu haben. „Die Prüfung hat ergeben, daß den Empfehlungen sachliche Erwägungen und Feststellungen zugrunde lagen und daß die Empfehlungen — soweit es im Anschluß daran überhaupt zu Kursbewegungen gekommen ist — nicht Auslöser dieser Bewegungen waren“, so das Fazit der Überprüfung. Niemand sei geschädigt worden.
Auch wenn mit dem Spruch die Betroffenen rehabilitiert sind, so bleibt die Deutsche Bank zu ihrem gekündigten Abteilungsdirektor im Optionshandel, Manfred Mertens, auf Distanz: „Seine Verstöße gegen die hausinternen Regeln bleiben.“ Inzwischen trennte sich auch die Dresdner Bank wegen „Nichtbeachtung interner Richtlinien“ von fünf Mitarbeitern im Wertpapierhandel — darunter zwei Direktoren. Sie sollen — auch wieder ohne Schädigung Dritter — bei Neuemmissionen „in die eigene Tasche gewirtschaftet“ haben. Strafrechtlich sind diese Fälle nicht zu belangen. Insiderhandel fällt in Deutschland — noch — nicht unter Strafandrohung.
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