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Schärfer formulieren

■ betr.: "Lohnverzicht hier, Arbeitsplätze dort"

betr.: »Lohnverzicht hier, Arbeitsplätze dort« (Hartwig Berger schlägt vor, daß Lehrer in West-Berlin weniger arbeiten und weniger verdienen, damit Stellen in Ost-Berlin geschaffen werden), taz vom 10.9.91

Den Vorschlag von Hartwig Berger [...] finde ich gut. Ich würde es nur sehr viel schärfer formulieren wollen: Mir ist unverständlich, daß Menschen, die über Jahre in gut bezahlten Jobs stecken, nicht verstärkt und aktiv darauf insistieren, ihren Erwerbsarbeitsplatz mit einem Arbeitslosen zu teilen. Mir scheint, zumindest alle BAT IIa beziehungsweise entsprechend und besser Besoldeten sollten ab sofort zugunsten der Arbeitslosen auf einen Teil ihrer bezahlten Arbeitszeit verzichten, zumindest aber zehn Prozent. Die freiwerdende Zeit könnten sie kreativ und kontemplativ verwenden. Wahrscheinlich würden ihre Entscheidungen hinterher etwas streßfreier und damit vernünftiger ausfallen. Selbstverständlich gilt das zuförderst für unseren Hauptverantwortlichen. Die Zeit, die er dann frei hätte, könnte Eberhard Diepgen zum Beispiel zur Pflege der kranken Nachbarin verwenden. Ich bin überzeugt, daß er dabei eine Menge lernen würde.

Die Vorstellung, daß Erwerbstätigkeiten respektive »qualifizierte« und »Führungstätigkeiten« vollzeit ausgeführt werden müßten, halte ich für einen puren Aberglauben. Einen Irrglauben, der typischerweise aus jenem fortschrittsgläubigen 19.Jahrhundert stammt, da der Bürger zu seiner persönlichen Bedienung eine Vollhausfrau sein eigen nannte.

Beim Jobsharing würden die derzeit Vollzeit-Arbeitenden nicht nur streßfreier leben: denn solange sich die Langzeit-Vollerwerbstätigen zu diesem Schritt nicht entschließen können, werden sie für die elenden Renten auch die Arbeitslosen mitarbeiten müssen. Jedes Rentensystem kracht bei anhaltender Arbeitslosigkeit irgendwann zusammen. Kurzum auch sie hätten etwas davon. Elisabeth Meyer-Renschhausen, Berlin 30

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