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Neue Friedenshoffnungen für Liberia

Liberias Guerillaführer Taylor stimmt bei westafrikanischer Außenministerkonferenz einer Entwaffnung seiner Truppen zu  ■ Von Uwe Höring

Berlin (taz) — Die Aufwertung der friedensstiftenden Rolle der westafrikanischen Interventionstruppe ECOMOG ist das wichtigste Ergebnis der Liberia-Friedenskonferenz der „Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft“ (ECOWAS), die Anfang dieser Woche in Yamoussoukro, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, stattgefunden hat. Der Beschluß, daß alle Bürgerkriegsparteien ihre Milizen entwaffnen sollen, richtet sich vor allem an die Adresse von Charles Taylor, Führer der Guerilla „Nationale Patriotische Front“ (NPFL), der im Unterschied zu den anderen Beteiligten an dem fast zwei Jahre alten Bürgerkrieg ähnliche Abkommen früherer Friedenskonferenzen bislang nicht eingehalten hat.

Die ECOMOG-Truppen, die im vergangenen Jahr Taylors Vormarsch auf die Hauptstadt Monrovia und den Präsidentensitz stoppten, nehmen in seinen Augen einseitig Partei für die Übergangsregierung. Daher forderte Taylor bislang auch eine „echte“ Friedenstruppe, zum Beispiel von den Vereinten Nationen. Die UN selbst hatten allerdings abgewunken: Für das „afrikanische Problem“ solle auch eine „afrikanische Lösung“ gefunden werden. In Yamoussoukro beschlossen nun die anwesenden westafrikanischen Außenminister, die Interventionstruppe, der bislang Soldaten aus sechs Ländern angehören, um weitere Kontingente zu erweitern, um ihre Neutralität zu gewährleisten.

Nicht nur Charles Taylor stand der ECOMOG bisher ablehnend gegenüber. Die Truppe steht auch im Zentrum eines Clinchs zwischen westafrikanischen Regierungen, der die Umsetzung aller bisher beschlossenen Friedenspläne blockierte. Die frankophonen Staaten, insbesondere Elfenbeinküste, deren Präsident gute Beziehungen zu Taylor nachgesagt werden, fürchten die wachsende Rolle des anglophonen Nigerias in der Region. Nigerianische Soldaten stellen bisher das wichtigste Kontingent in der ECOMOG. Die politischen Kontroversen haben die ECOMOG praktisch lahmgelegt. An die „Durchsetzung eines landesweiten Waffenstillstands“ unter ihrer Kontrolle, wie ihr offizieller Auftrag lautet, war nicht zu denken.

Politisch bewegte sich deshalb trotz vieler Absichtsbekundungen in den vergangenen Monaten nichts auf eine Lösung des Konflikts zu. Dafür ist Liberias Hauptstadt Monrovia zu einem einigermaßen normalen Leben zurückgekehrt. Hier und da werden die Kriegsschäden beseitigt, es gibt wieder Geschäfte und Restaurants, Bars und Banken. Durch die Hilfe internationaler Organisationen konnten die schlimmsten Versorgungsmängel beseitigt werden. Liberianische Geschäftsleute und Flüchtlinge kehren zurück. Doch die „gespannte Ruhe“ endet an den Straßensperren der Taylor-Leute, wo Halbwüchsige mit Maschinengewehren kontrollieren und schikanieren. Das Land ist zweigeteilt: die Übergangsregierung unter Amos Sawyer hat nur in Monrovia, wo inzwischen eine halbe Million Menschen leben, das Sagen; Rebellenchef Charles Taylor, Präsident von eigenen Gnaden, und marodierende Untergruppen seiner NPFL kontrollieren den Rest des Landes. Vor allem hat Taylor die Ressourcen in der Hand — aus dem Hafen Buchanan werden rege Exporte von Tropenholz, Kautschuk, Eisenerz, Gold, Kakao, Kaffee gemeldet. Mit diesen Einnahmen und gesichertem Nachschub über die Grenze aus Elfenbeinküste sitzt Taylor am längeren Hebel als die Regierung in Monrovia, die auf ausländische Almosen angewiesen ist.

Die Entwaffnung der Milizen und die Ausdehnung der ECOMOG- Kontrolle auf das ganze Land sollen nun die Voraussetzungen für Wahlen schaffen — laut dem unrealistischen Zeitplan bereits im Februar nächsten Jahres. In Monrovia werden schon munter Parteien gegründet, etwa ein Dutzend gibt es bereits. Auch Taylor hat angekündigt, eine Partei ins Leben zu rufen. Vollmundig versichert er immer wieder, den Willen des Volkes respektieren zu wollen. „Laßt uns das Mandat der Bevölkerung suchen“, tönt er. Große Chancen werden ihm in einer freien Wahl allerdings nicht eingeräumt — möglicherweise der entscheidende Grund für seine bisherige Hinhaltetaktik.

Unterdessen sind Verbände von Taylors Truppen in der vergangenen Woche wieder mehr als 20 Kilometer auf das Gebiet des Nachbarn Sierra Leone vorgestoßen, angeblich als Vergeltung für Angriffe von Exil-Liberianern. Damit droht nun eine direkte Konfrontation mit dort stationierten ECOMOG-Truppen. Soldaten aus Ghana, Nigeria und Guinea waren Sierra Leone zu Hilfe gekommen, als Ende März schon einmal eine derartige Invasion erfolgt war.

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