: Namen für den Nachwuchs
In China haben sie ein kompliziertes Problem. Es besteht darin, daß eine 2.000jährige Tradition einsilbige Nachnamen hervorgebracht hat. So heißen zum Beispiel mehr als 70 Millionen Chinesen Wang. Weitere Millionen hören auf die Namen Li, Zhang oder Liu. Mehr als 250 Millionen Menschen tragen einen dieser vier Nachnamen. Damit nicht genug: Viele Chinesen haben auch den gleichen Vornamen. Allein in Tianjin, einer Stadt mit rund 4,4 Millionen Einwohnern, leben 2.300 Bürger namens Zhang Li, über 2.000 Einwohner sind als Zhang Ying registriert. Eine Lösung des Problems wird in der Einführung von Doppelnamen wie Wang-Zhang oder Li- Wang gesehen. Rund 2.800 Menschen in der Provinz Shandong haben diese Möglichkeit schon erprobt, doch die Maßnahme erfreut sich keiner großen Beliebtheit.
In Deutschland dagegen, Ost und West, tauchen immer wieder neue Namen auf. Junge Eltern finden die Bezeichnung für ihren Nachwuchs in der Glotze oder im Kino. Der Name „Kevin“ ist das auffälligste Beispiel für den gemeinsamen Trend in der gesamtdeutschen Namensgebung. Kevin, populär geworden durch den Kinohit Kevin allein zu Haus und durch Kevin Costner, machte eine rasante Karriere. Der Name tauchte noch 1990 weder in Ost- noch in Westdeutschland unter den beliebtesten zehn Vornamen auf. In den ersten Monaten 1991 aber rückte er in Hamburg auf den dritten, im Osten Berlins auf den vierten Platz der Namen-Charts. Überall in Deutschland an vorderster Stelle der Namenshitparade stehen bei Jungen Daniel, Patrick und Christian, bei den Mädchen führen Anna oder Anne, Christina oder Christine und Sarah.
Der Name Jennifer kam in der DDR plötzlich in Mode, als er in der Serie Hart, aber herzlich auftauchte, die im West-Fernsehen lief. Daß englische, italienische oder französische Vornamen bei Ostdeutschen beliebter waren als im Westen, könnte daran liegen, „daß die da ja nie hinfahren durften“, meint Prof. Gerhard Schlimpert vom Ostberliner Zentralinstitut für Sprachwissenschaft. Der Professor bastelt gerade mit seinem Kollegen Dr. Seibicke von der Gesellschaft für Deutsche Sprache in Wiesbaden an einer gesamtdeutschen Hitparade der Namensgebung. Dabei sollten sie vielleicht den Vorschlag der Zeitung 'China Daily‘ miteinbeziehen. Das Blatt regte an, eine Institution zu schaffen, die Eltern darüber informiert, welche besonders gängigen Namen sie ihren Kinder nicht geben sollten. Karl Wegmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen