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Angst vor „Politkommissaren“

■ Gymnasiallehrer kritisieren Senator Scherfs jüngsten Vorstoß zur Schulreform

Die drei älteren Gymnasiallehrer in den unmodischen Anzügen, alle Vertreter der Standesorganisation „Philologenverband“, sind „entsetzt“ und „verzweifelt“. Bildungssenator Henning Scherf wolle „Politkommissare“ auf die Schulen loslassen, alarmierten die drei gestern die Presse. „Das gibt eine Invasion der Dilettanten. Das ist ein Versuch zur Chaotisierung der Schule“, schimpften sie weiter. „Am Ende wird die Schule ein Trümmerhaufen sein.“

Ihren Unmut ausgelöst hatte ein Rundschreiben von Bildungssenator Henning Scherf mit der Nummer 124-91. In diesem Rundschreiben geht es dem Senator um die „Weiterentwicklung der Schulen“. Der Senator in seinem Papier: „Hierzu brauchen Schulen Anstöße, Ermutigungen und Hilfen.“ Die Anstöße sollen von zwanzig „Moderatoren“ kommen. Über sie heißt es im Anhang zum senatorischen Rundschreiben: „Es werden ca. 20 Personen rekrutiert, die erfahrener sein sollten als 'durchschnittliche' Lehrkräfte.“ Für den 1. Vorsitzenden des Philologenverbandes, Hartmut Voigt, ist die Sache klar: „Wir sollen von irgendwelchen Politheinis unterwandert werden.“

Dafür führen die Gymnasiallehrer folgende Indizien an: Erstens: Der Senator läßt sich bei der Reform von einem Hochschullehrer beraten, der noch 1986 auf die „marxistische Perspektive“ schwor. Zweitens sollen die zwanzig „Schulentwicklungs- Moderatoren“ jeweils zu zweit an einer Schule operieren, quer zu traditionellen Hierarchien und Gremien, von einer „Steuergruppe“ geführt.

Das Ziel der angeblichen Unterwanderung ist für die Philologen auch eindeutig: Mittels der Moderatoren wolle der Senator „zum Nulltarif und ohne demokratische Kontrolle“ die bremischen Schulzentren einfach in integrierte Gesamtschulen umsteuern.

In dem Schreiben des Senators steht eine solche Zielsetzung allerdings nicht. Da wird höchstens festgestellt, daß Schulen unter „Beharrungsvermögen“ leiden und daß in Hessen in den letzten zehn Jahren von 100 Schulzentren nur vier den Weg zur integrierten Gesamtschule gegangen sind. Für die Philologen ist die Interpretation eindeutig. Der 2. Vorsitzende Ekkhard Kleinhenz: „Das ist das Gefährliche an dem Papier, daß an keiner Stelle steht, was beabsichtigt ist“. B.D.

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