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Mädchenhaus: Alle schoben Uhl an

■ Wie sich die Sozial-Senatorin erst zum Jagen tragen und dann feiern ließ

Endlich ist das Bremer Mädchenhaus beschlossen! Und wenn eine Politikerin dafür bunte Federn an Hut oder Mütze gesteckt bekommt, dann soll doch fairerweise Erwähnung finden, welche Vögel diese Federn zuvor gelassen haben.

Sozial-Senatorin Sabine Uhl, der Eindruck bleibt an ihr hängen, hätte es gern anders gehabt. Als per Ausschreibung ein Träger gesucht wurde für eine erste Zufluchtstätte und längerfristige Wohnmöglichkeit für mißbrauchte Mädchen, da setzten alle auf den Verein Mädchenhaus. Sogar die Konferenz aller Bremer Heimträger fand, der frische Wind des feministisch und mädchen-parteilich orientierten Vereins täte der Bremer Heimlandschaft gut. Nur die Arbeiterwohlfahrt (Awo), durchsetzt bis bestückt mit Sozialdemokraten, engagiert mit lustigen Spielnachmittagen im SPD- Wahlkampf, möglichen Terrainverlust immer fest im Blick, argwöhnte, daß da ganz unkontrolliert Neulinge, und dann noch so unkalkulierbar freche, Stücke vom Trägerschaftskuchen schnibbeln wollten. Und bewarb sich als einzige Konkurrentin auch. Daß hausintern die Awo-ExpertInnen für Frauen-und Mädchenarbeit gegen eine Awo-Bewerbung waren, spielte keine Rolle. Geschäftsführung und Vorstand legten ihre großen Hände aufs Mädchenhaus.

Parteiliche feministische Mädchenarbeit, die den Opfern aus den Familien heraushelfen will und nicht mit den Mißbrauchern zusammen leben lassen will — mit diesem mädchenbezogenen Ansatz konnte die Senatorin nicht recht warm werden. Warum nicht lieber die Awo? Da weiß man, was man hat! Soll man denn einen großen Träger verprellen, wenn man selbst auf wackligem Stuhl sitzt und auch nach der Wahl Gefolgschaft braucht? Zumal die Awo dreist und fast erpresserisch mit ihrem Wahlkampfengagement pokerte? Die Awo zog an allen Fäden, erst recht, nachdem sich Mädchenhaus e. V., auf die eigene Autonomie bedacht, vorsichtshalber nicht beim Dachverband Awo, sondern bei der Konkurrenz DPWV organisiert hatte. Lothar Koring, Bremerhavener Awo-Chef und im SPD-Fraktionsvorstand für Gesundheit und Soziales zuständig, verpaßte erstmalig keine Deputations-Vorbesprechung, setzte den Genossinnen sogar am Telefon und noch Minuten vor der Sitzung im Flur zu. Das machten die aber einfach nicht mit. Ilse Lakmann (SPD) zur taz: „Wir nehmen das bessere Konzept! Oder wo sind wir hier?„ Pech für Uhl: Auch der mächtige Fraktionschef Dittbrenner ergriff Partei für die SPD-Deputierten um Elke Steinhöfel, die für den Verein Mädchenhaus und gegen die Awo waren.

Frau Uhl fand noch in der Deputationssitzung, beide Angebote seien doch gleichwertig. Obwohl die Awo entgegen den Ausschreibungsanforderungen keine Zuflucht, sondern nur Wohnmöglichkeiten und überhaupt kein Konzept angeboten hatte.

Doch die Deputierten aller Parteien ließen die Awo abblitzen. Kluge Köpfe aus Uhls Sozialverwaltung hatten den Mädchenhaus-Bewerberinnen inzwischen für Pflegesatz-Rechnen und Kalkulation auf die Sprünge geholfen und sie konkurrenzfähig gemacht. Das Zusammenspiel zwischen Sozial- Verwaltung und Awo, sonst ein übliches Heimspiel, war geplatzt.

Und wer darf sich jetzt freuen? Das Mädchenhaus über den verdienten Erfolg, Senatorin Uhl über unverhoffte Punkte als Frauenbewegte, und die Awo über kleine bis dicke Trostpflästerchen. Darüber wacht Ihre Rosi Roland

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