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Bonn apart

■ Milde Gabe von Onkel Björn * Wie Sozis Russen und Redakteure Frauen beglücken

Nie wieder werden Moskauer Betonköpfe putschen. Daß dies so ist, haben die sowjetischen Reformer, hat das sowjetische Volk besonders auch Björn Engholm zu verdanken. Laut schriftlicher Presseerklärung die seine Sprecherin sofort an alle Bonner Redaktionen faxen ließ, hat nämlich der SPD-Vorsitzende vor einigen Tagen „bei seinem Besuch in Moskau dem russischen Präsidenten Boris Jelzin ein hochmodernes, drahtloses Telefon geschenkt“. Die milde Gabe erfolgte nicht ohne historischen Grund. Jelzin, so erläutert uns die SPD, habe erzählt „die technischen Schwierigkeiten bei der Telekommunikation seien ihm in den Tagen des Putsches besonders deutlich geworden“. Natürlich erfahren wir auch, wie die armen Verwandten im Osten das vorausschauende Verantwortungsbewußtsein des gütigen Onkel Björn auf ihre Weise würdigten: Der Gastgeber revanchierte sich bei seinem Besucher mit einem gerahmten Foto der Barrikaden, die während des Umsturzversuches vor dem Eingang des inzwischen legendären „Weißen Hauses aufgetürmt waren“.

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Eines muß man Jürgen Busche, Ressortleiter Innenpolitik der 'Süddeutschen Zeitung‘, lassen: Was andere Männer seines Schlages über das Thema Abtreibung nur denken, höchstens hinter vorgehaltener Hand raunen, teilt er offen mit: Seinen LeserInnen via Kommentaren, in denen er den Intellekt von solchen Frauen anzweifelt, die sich für liberalere Abtreibungsregelungen engagieren. Oder seiner Bonner Redaktion via Konferenzschaltung. „Was ist denn schon eine Schwangerschaft?“ fragte er etwa neulich von München übers Mikrophon die Redakteure in Bonn, „ich muß mich jeden Morgen rasieren.“ Und: „Wenn sich die Frauen auch noch selbst gegen eine Schwangerschaft entscheiden können, was bleibt den Männern dann überhaupt?“

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Manchmal sind es Winzigkeiten, die uns an die im politischen Tagesgeschäft kaum noch auftauchenden Bundesgrünen erinnern — und sie vermissen lassen. Zum Beispiel ein Satz des grünen Bundesvorstandsmitgliedes Helmut Lippelt über die Kungeleien zwischen dem Bundeskanzler und dem DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski: „Es wird immer deutlicher“, teilte er jüngst der Presse mit, „Kohl ist nicht Adenauers Enkel, sondern Barschels Großvater.“ Ferdos Forudastan

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