: Mario Botta, Architekt
■ Wortführer einer Baukultur der Regionen
Mario Botta gilt als einer der führenden Architekten der Gegenwart. Er baut in Tokio und San Francisco, in Italien, Deutschland und der Schweiz. Das Zelt, daß er anläßlich der 700-Jahr-Feier der Schweiz gebaut hat, ist inzwischen zu einem nationalen Symbol geworden.
Eine Werkretrospektive, die das Musée Rath in Genf bis zum 29. September veranstaltet, gibt mit einer Vielzahl von Skizzen, Zeichnungen, Fotos und Modellen Einblick in das Schaffen Bottas während der letzten zehn Jahre. Dabei läßt sich an einzelnen Beispielen der Weg von der Idee zum Entwurf und Realisierung nachverfolgen. Nur vierzehn Projekte sind tatsächlich gebaut worden.
Mario Botta, 47 Jahre alt, ist Regionalist aus Vorsatz: Nahe der italienischen Grenze im Tessin aufgewachsen, war er in Lugano (wo er heute sein Atelier hat) Bauzeichner, bevor er in Venedig bei Carlo Scarpa sein Diplom machte. Ins Tessin wollte er trotz internationaler Angebote zurück, weil Architektur „Identität und Heimat“ brauche. Heute ist er zum führenden Vertreter der lange Zeit unbeachteten „Tessiner Schule“ geworden. Mit seinen klaren geometrischen Grundformen — Quadrat, Kreis und Dreieck — und der Verwendung „armer“ Materialien, vor allem Ziegelstein, Beton und Stein, gilt Botta als Fortsetzer der Moderne Kahns und Le Corbusiers, für die er gearbeitet hat. Das Widerspiel mit der umliegenden Landschaft und die Einbeziehung der natürlichen Lichtverhältnisse, beides traditionelle Qualitäten der Tessiner Architektur, lassen aus der Einfachheit oft einen feierlichen Eindruck entstehen.
Im letzten Jahrzehnt sind Großbauten und die Auseinandersetzung mit der Stadt in den Vordergrund getreten. Die Kunstgalerie in Tokio ist dafür ein Beispiel oder eine Bank in Basel. Für eine „neue Urbanität“ Alternativen zur gegenwärtigen Misere zu entwickeln hält Botta für die Herausforderung der neunziger Jahre. Gerhard Mack
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen