: Dominanz des westlichen Feminismus
■ Neunte Frauenwoche ist eröffnet / Vortrag zum schwarz-weiß-Konflikt
Frauenthemen, geordnetFoto: Almut Bölitz
Sind weiße deutsche Frauen rassistisch und privilegiert? Grenzen sie ihre schwarzen „Schwestern“ aus? Einer der Vorträge, den knapp 100 Zuhörerinnen gestern am ersten Tag der Frauenwoche hörten, suchte nach Antworten auf diese Fragen. Er trug den Titel „Frauen in der Dominanzkultur“ und griff das Thema der Frauenwoche „Frauen zwischen Grenzen — schwarz-weiß-Konflikt unter Frauen“ auf.
Die Referentin Birgit Rommelspacher, begann ihren Vortrag mit der Feststellung, daß weiße, christlich-sozialisierte Frauen Teil haben an der Herrschaft, die die westlichen Industrienationen auf die Länder der
Zweidrittel-Welt ausüben. „Wer sich in dieser Gesellschaft unterwirft wie wir Frauen, ist auch dominat“, erläuterte Birgit Rommelspacher ihre These. Da Frauen in ein Wirtschaftssystem, das auf Gewinn-, Macht- und Sicherheitsstreben aus ist, eingebaut seien, grenzten sie auch ethnische Minderheiten aus und diskriminierten sie.
„Unser Rassismus“, so Rommelspacher weiter, „wird heute oft individualisiert“. Ein Beispiel dafür: „Ich habe nichts gegen Schwarze, aber die eine mag ich nicht.“ Jede weiße Frau müsse sich als Mitglied einer dominanten Kultur begreifen, in der unterschwelliger Rassismus an der Ta
gesordnung sei. Für die Referentin zeigt sich Rassismus zum Beispiel an der Benutzung des Wortes „Ausländerin“. Ihre nichtrassistische Alternative heißt „Einwanderin“. Frauen, so der Vorwurf der Referentin, forderten zwar in der Diskussion um Sexismus von den Männern eine Änderung der Sprache, hielten aber selbst an rassistischen Wörtern festhalten.
Um diesen Formen der Ausgrenzung zu begegnen, wünscht sich Birgit Rommelspacher den Dialog. „Zwischen schwarzen und weißen Frauen muß sich Vertrauen aufbauen, und das geht nur, wenn frau auch die Differenzen anerkennt. Pat Parker sagte einmal: „Wenn du mit mir sprichst, vergiß, daß ich eine Schwarze bin; aber bedenke auch, daß ich eine Schwarze bin!“
Bitte die Frau
Die Vortragende
„Wir sind Subjekte, die eine Wahl haben“, gab die Referentin mit auf den Weg. Wenn der Mut da sei, Rassismus als Problem aller Frauen zu erkennen, könne das Verhalten geändert werden.
Doch liegt in der Frauenwoche nicht die Gefahr, daß die weißen Frauen mit Schuldgefühlen überschüttet werden und so in die Defensive gedrängt werden? Das möchten die Veranstalterinnen gerade verhindern. Auf der Eröffnungsveranstaltung betonten sie gestern, daß es in erster Linie um eine Überwindung der Schulgefühle gehen soll. „Außerdem“, so die Veranstalterin Rose Baaba Folson, „wünschen wir uns in dieser Woche Respekt für jede einzelne!“ Bettina Platz
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