: Tierfilmer zu RTLplus
■ Weil der Tierfilmer Sielmann „fremdgeht“, trennt sich die ARD von ihm
Hamburg (dpa) — Der beliebte Tierfilmer Heinz Sielmann hat mehr als 170 mal seine populäre TV-Sendung Expeditionen ins Tierreich moderiert. Damit ist es nun endgültig vorbei. Eine Abstimmung unter den ARD-Programmdirektoren hat ergeben: Sielmann wird im Ersten nicht mehr zu sehen sein, weil am 3. Oktober beim Privatsender RTLplus seine neue Sendereihe Sielmann 2000 beginnt. Damit hat die ARD rigoros nach ihrem Grundsatz gehandelt, daß „programmprägende Persönlichkeiten“ nicht gleichzeitig bei privaten Sendern auf dem Bildschirm auftauchen dürfen.
Jürgen Kellermeier, Programmdirektor des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und innerhalb der ARD für die Expeditionen ins Tierreich zuständig, übt nach dieser Entscheidung Kritik an der Praxis der ARD- Anstalten, ihre Stars exklusiv an den Sender binden zu müssen: „Diese Grundsatzentscheidung ist nicht elastisch genug. Man muß unter der Würdigung des Einzelfalls Ausnahmen machen können“, sagte Kellermeier in einem Gespräch mit dem 'dpa‘-Fernsehprogrammdienst.
Kellermeier selbst hatte gegen die Mehrheit der Programmdirektoren für einen Verbleib Sielmanns bei der ARD gestimmt. Künftig wird seine Tiersendung nur noch von einem Sprecher moderiert, der nicht auf dem Bildschirm erscheint. Die NDR-Verantwortlichen gehen dennoch davon aus, daß die „Sielmann- Gemeinde“, die der ARD regelmäßig Einschaltquoten um die 20 Prozent garantierte, den Expeditionen ins Tierreich treu bleibt.
Heinz Sielmann reagierte auf die Entscheidung der ARD „gekränkt“ und erhob zugleich schwere Vorwürfe gegen den Sender: „In 35 Jahren Ehe habe ich auf diversen Expeditionen meine Knochen hingehalten. Wie ist es nur möglich, daß ein Sender in unserer demokratischen Medienlandschaft eine derartige Diktatur aufbaut.“ Laut Sielmann gilt es längst nicht mehr als anstößig beim Fernsehen, auch einmal „fremdzugehen“.
Sielmann plant indes schon weiter: Auf der Grundlage seines neuesten Buches will er eine zehnteilige Reihe Mit Heinz Sielmann im Zoo drehen. In alter Tradition hat er dem NDR ein 25 Seiten umfassendes Drehbuch für die erste Folge vorgelegt. Doch habe der Sender wieder auf „Exklusivität gedrängt“.
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