piwik no script img

Nachgefragt: "Entmutigt"

Aida Bagic ist aus der kroatischen Hauptstadt Zagreb zur Bremer Frauenwoche angereist. Sie arbeitet in Zagreb mit geschlagenen Frauen - im einzigen jugoslawischen Frauenhaus, das genaugenommen eine Frauenwohnung ist. Aida Bagic wird in ihrer Veranstaltung am Donnerstag (9.30 — 11.00 Uhr im Hörsaal AudiMax) von dieser Arbeit unter den Bedingungen des Kriegs erzählen und über die jugoslawische Friedensbewegung berichten.

taz: Sie waren in der Veranstaltung über die deutschen Friedensfrauen. Was haben Sie empfunden?

Aida Bagic: Für uns ist es sehr entmutigend zu hören, daß die deutschen Frauen überhaupt nicht wissen, was sie machen sollen. Und daß sie stärker auf den Golfkrieg reagiert haben, als auf den Krieg in Jugoslawien. Ich dachte, es gibt mehr Interesse an uns. Aber ich kann das nachvollziehen: Ich dachte auch zuerst: Der Krieg kommt nicht bis Zagreb. Der Krieg wird woanders erledigt.

Werden Sie nach Zagreb zurückkehren?

Ich und viele andere Frauen haben das Gefühl: Man muß da bleiben und sich engagieren. Jetzt entsteht so etwas wie eine Friedensbewegung in Jugoslawien. Es gibt rund hundert Gruppen. Auch in Serbien, in Bosnien, in Mazedonien.

Haben Sie Erwartungen an die deutsche Friedensbewegung?

Ja. Sie könnte uns stärken. Durch Spenden, weil wir sehr wenig Mittel haben, uns Gehör zu verschaffen. Etwa in Serbien ist es sehr schwer, in den Medien durchzukommmen. Oder indem Leute zu uns kommen, die Gruppen bei uns in gewaltfreiem Widerstand trainieren können.

Int. B.D.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen