: Proteste gegen 'Bild‘-Werbeplakate
■ Die Boulevard-Zeitung warb mit einem asylbewerberfeindlichem Spruch für eine Serie
Berlin. Eine Werbekampagne der 'Bild‘-Zeitung an Berlins Bushaltestellen hat zahlreiche Proteste von ausländerpolitischen Organisationen und PassantInnen hervorgerufen. Während in Hoyerswerda die Asylbewerber von Rechtsradikalen terrorisiert wurden, warb in Berlin die 'Bild‘-Zeitung mit Plakat-Sprüchen wie »Asylanten — wer soll das bezahlen, wie geht es weiter« für eine Serie in ihrem Blatt.
In einem offenen Brief an den Verkehrssenator Herwig Haase zeigte sich der Berliner Flüchtlingsrat aufs äußerte besorgt über diese »tendenzielle Hetzkampagne«. Das Neutralitätsgebot der öffentlichen Verwaltung werde hier grob verletzt, schrieb der Flüchtlingsrat in dem Brief und machte den Verkehrssenator für diese Verletzung verantwortlich. Die Werbekampagne gerate in den Dunstkreis von Volksverhetzung und rechtsradikaler Propaganda. Auch SOS-Rassismus sowie der ausländerpolitische Sprecher der SPD, Eckhardt Barthel, protestierten gegen die Werbung der 'Bild‘-Zeitung. Heidi Bischoff-Pflanz von SOS-Rassismus rief dazu auf, alle noch hängenden Plakate zu überkleben.
Derweil hieß es von Seiten der Werbeleitung der 'Bild‘-Zeitung, daß die Plakate schon seit Montag nicht mehr hingen oder gerade überhängt werden würden, da die Werbe-»Dekade« abgelaufen sei. In Nordrhein-Westfalen seien in einem Einzelfall diese Plakate von einem Plakatpächter frühzeitig rausgenommen worden. Dieser habe 'Bild‘ am Freitag informiert, weil es bei ihm zu Zerstörungen der »City-Light«-Plakatwände gekommen sei. Auch in Berlin hatte es in der vergangenen Woche eine Überklebe-Aktion gegeben. Da die Plakate sowieso nur bis Montag hängen sollten, habe man keinen Handlungsbedarf gesehen, heißt es von der Hamburger Werbeleitung der 'Bild‘-Zeitung.
Die Sprecherin des Verkehrssenators, Uta-Michaela Dürig, erklärte, daß weder die Senatsverwaltung noch die BVG für die Werbung an den Bushaltestellen zuständig seien. Diese werden der BVG von einer privaten Firma kostenlos zur Verfügung gestellt, die dafür von den Werbeeinnahmen profitiert. aha
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