Kosovo-Albaner fordern Referendum

■ Auch am dritten Tag des „Waffenstillstands“ wird in Kroatien weiter gekämpft/ Bomben auf Vukovar und Vinkovci/ UN-Sicherheitsrat zu Jugoslawien: Frankreich und England fordern Waffenembargo

Belgrad (ap) — Der Waffenstillstand in Kroatien wird nicht eingehalten. Am Dienstag vormittag griff die jugoslawische Luftwaffe die ostslawonischen Städte Vukovar und Vinkovci an. Nach Meldungen aus Zagreb war der Schaden „beträchtlich“, Angaben über Tote und Verwundete lägen nicht vor. Bereits in der vorangegangenen Nacht hatten nach kroatischen Angaben serbische Freischärler mit Unterstützung „rechtsgerichteter Armeereservisten aus Serbien“ Vinkovci unter Mörser- und Vukovar unter Raketenfeuer genommen.

Und auch der politische Schußwechsel hat nicht nachgelassen. Ebenso wie beim Bruch der Waffenstillstandsabkommmen in den vergangenen Wochen beschuldigten sich beide Seiten erneut, die Feuerpause verletzt zu haben. Der Vertreter Serbiens im Staatspräsidium, Borisav Jovic, erklärte, daß die Bundesarmee sich nicht vollständig aus Kroatien zurückziehen wird. Die Armee, so Jovic, werde „bleiben, um die Menschen zu verteidigen, die sie als ihre Streitkräfte betrachten“. Der Vertreter Montenegros im Staatspräsidium, Branko Kostic, bezeichnete das einseitige Ausscheiden von Slowenien und Kroatien aus dem Staatsverband erneut als nicht rechtmäßig. Auf eine vom Bundesparlament ratifizierte Regelung könne nicht verzichtet werden, da die Unabhängigkeit der beiden Staaten „Änderungen der äußeren und inneren Grenzen“ Jugoslawiens einschließe und damit die für alle Republiken gültige Verfassung berühre. Kostic bestritt auch, daß das von der EG vermittelte dreimonatige Moratorium Anfang Oktober auslaufe. Das Staatspräsidium habe den Beginn des Dreimonatszeitraumes, in dem Waffenruhe herrschen und politische Verhandlungen über die Zukunft des Gesamtstaates vorbereitet werden sollten, zu keinem Zeitpunkt festgelegt.

Eine Verschärfung der ohnehin gespannten Situation kündigt sich unterdessen in der zu Serbien gehörende Provinz Kosovo an. Dort beschloß das von Serbien aufgelöste und im Untergrund arbeitende Parlament, zwischen dem 26. und dem 30.September ein Referendum über die Unabhängigkeit der ehemals autonomen Provinz durchzuführen.

Noch in dieser Woche wird sich auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit dem Bürgerkrieg in Jugoslawien befassen. Dabei wollen Frankreich und Großbritannien versuchen, ein internationales Verbot von Waffenlieferungen in den Balkanstaat zu erreichen. Außerdem sollen durch die Einschaltung der UNO die bisherigen Schlichtungsbemühungen Westeuropas legitimiert und ihr Eingreifen unter dem „Dach der UNO“ ermöglicht werden. Dies gilt für die Maßnahmen der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), der Europäischen Gemeinschaft und der Westeuropäischen Union (WEU). Die UNO ist als einzige Organisation völkerrechtlich befugt, auch gegen den Willen der Betroffenen tätig zu werden. Demgegenüber können die europäischen Institutionen nur im Einverständnis mit diesen eingreifen. Sie erreichen wie im Fall Jugoslawien ihre Grenzen dann, wenn eine Partei keine Vermittlung wünscht. Da es jedoch auch im Sicherheitsrat Bedenken hinsichtlich einer „Einmischung in innere Angelegenheiten“ bestehen — sie wurden bereits am Freitag von China, Rumänien, Indien, Equador und Kuba geäußert — will der jugoslawische Außenminister Budimir Loncar sich nun auch selbst um die Einschaltung des Sicherheitsrates in den Konflikt bemühen.