: Waigel: 7000 LKWs für die UdSSR
Kiew (afp) — Die Bundesrepublik will der Sowjetunion kostenlos 7000 Lastkraftwagen aus Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee überlassen, um der UdSSR bei ihren Transportproblemen zu helfen. Das sagte Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) zum Abschluß eines Kurzbesuchs in der ukrainischen Hauptstadt Kiew am Montag. 800 NVA-Lastwagen sollen, beladen mit insbesondere medizinischen Hilfgütern, direkt an die Ukraine gehen, sagte Waigel. Dort würde nach Angaben von Ministerpräsident Witold Fokin vor allem Insulin benötigt.
Fokin bestätigte nach Angaben Waigels in dem über zweistündigen Gespräch ausdrücklich, daß seine nach voller Souveränität strebende Republik einen „gerechten Anteil“ an den sowjetischen Altschulden übernehmen wolle. Die Ukraine wolle sich zur atomwaffenfreien Zone erklären und sei bereit, das Atomkraftwerkt von Tschernobyl bis 1995 stillzulegen, wenn sie dabei deutsche Untersützung erhalte. Waigel sagte technische Hilfe dafür zu.
Der Bundesfinanzminister unterstrich, daß Deutschland und die internationale Gebergemeinschaft die Unabängigkeitserklärungen der bisherigen Sowjetrepubliken respektieren müßten, ohne sich einzumischen. Eine „bestimmte Sicherheit“ bei den politischen Strukturen sei aber Voraussetzung für Gespräche und weitere Verhandlungen. Mit Blick auf die sowjetische Bitte um Nahrungsmittelhilfe habe Fokin den Bedarf seiner Republik für die nächsten zwei bis drei Monate mit drei bis vier Millionen Tonnen Futtergetreide und zwei bis drei Millionen Tonnen Sojaersatz beziffert.
Der ukrainische Regierungschef habe schließlich alle Deutschstämmigen, die unter Stalin in andere Republiken deportiert worden sind, aufgefordert, in die Ukraine zurückzukehren. Dort seien sie „hochwillkommen“.
Waigel wollte noch gestern mit dem sowjetischen Präsidenten Gorbatschow sprechen, heute trifft wer den russischen Präsidenten Jelzin, den Vorsitzenden des Wirtschaftsrats Silajew und den Reformer Jakowlew. Zusagen über weitere deutsche Finanzhilfen werden nicht erwartet.
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