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Hoyerswerda (und Saarlouis und all die anderen)

■ betr.: "Menschenjagd - und alle schauen zu", taz vom 23.9.91

betr.: „Menschenjagd — und alle schauen zu“ u.a., taz vom 23.9.91

[...] Irgendwie hatten wir das alles schon einmal. Nur dient statt des gelben Sterns heute die schwarze Hautfarbe als Identifizierungsmerkmal.

Es gibt doch zu denken, daß jene Politiker, die alljährlich in pathetischen Reden vor einer Wiederkehr des Dritten Reiches warnen, die Parallelen nicht erkennen. Schlimmer noch: Durch die monatelange Diskussion um den Artikel 16 und Begriffe wie „Asylmißbrauch“ und „Das Boot ist voll“, wurde bewußt eine Anti-Stimmung in der Bevölkerung erzeugt, wurden Ängste und Vorurteile (Fehlurteile) geschürt — bewußt deshalb, weil jeder mit der Materie Vertraute weiß, daß eine Grundgesetzänderung an den wahren Problemen vorbeizielt. Weite Teile der Bevölkerung wissen dies allerdings nicht, und das nützt unsere Politik schamlos aus.

Im Deutschland des Jahres 1991 predigen Christlich-Soziale öffentlich Rassismus, lassen sich Sozialdemokraten und Freiliberale in Paragraphenscharmützel verwickeln und diskutieren selbst Linke über ein Einwanderungsgesetz, anstatt unmißverständliche Zeichen zu setzen für Humanität und Miteinander, um aus diesen Grundsätzen heraus mit den betroffenen (Ausländern und Bevölkerung) eine praktische Politik zu entwickeln.

In der Welt des Jahres 1991 sterben täglich Zehntausende an Folter und Unterernährung, in Bürgerkriegen, Gefängnissen und Krankenhäusern oder einfach im Rinnstein.

Und wie, bitte, sieht die Zukunft aus? Florian Fritz

[...] Momentan ist die Diskussion über eine Änderung der Asylrechtsbestimmungen und über Zuzugsbeschränkungen im Gange. Nicht nur im Bundestag, in den Medien und an den Stammtischen wird heiß diskutiert. Viele meinen, daß sie ein Patentrezept anzubieten hätten, das alle Probleme löst. Hierzu möchte ich mich an dieser Stelle nicht äußern. Festzuhalten ist: Zu der Asyl- und Einwanderungsproblematik kann man verschiedene Meinungen haben, und sachlich austauschen, was ja auch getan wird.

In einem Punkt darf es jedoch keine Kompromisse geben: Übergriffe von Radikalen, die durch ihr menschenentwürdigendes Verhalten andere Menschen umbringen oder ihren Mord in Kauf nehmen, dürfen nicht toleriert werden. Jeder, der sich der Demokratie, den Menschenrechten und dem Rechtsstaat verpflichtet fühlt, muß solche Taten verabscheuen und klar dagegen Position beziehen! Auch diejenigen, die solches Verhalten mit Applaus unterstützen oder aber stillschweigend mit dem Kopf nicken und wegsehen, machen sich mitschuldig! Dies gilt um so mehr für diejenigen, die sich selbst als Christen sehen.

Ich erwarte von allen MitbürgerInnen, daß sie klar gegen diese Gewalt Position beziehen, besonders wenn sie sich gegen Menschen richtet, die bereits am Rande unserer Gesellschaft stehen und von vielen ausgegrenzt und verachtet werden. Reinhard Wacker, Mitglied im Kirchenvorstand Langenselbold

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