: Untote am Waller Friedhof
Freddy Quinn wird heute 6O Jahre alt, doch die Bundespost gibt keine Sondermarke aus. Das sieht denen ähnlich. Aber eine Telefonkarte zur neudeutschen Einheit, die gibt's!
In Rosas Cafe am Waller Friedhof. Zwei Damen so um 6O stochern in voluminösen Sahnetorten und erregen damit des Chronisten Aufmerksamkeit, bescheidet er sich doch just heute mit einem Stück Napfkuchen. „Niedlich sind sie ja, die Zigeunerkinder“, quetscht die eine aus dem süßen Brei in ihrer Mundhöhle hervor. „Aber sie werden größer“, äußert sich das Realitätsprinzip, vertreten durch die Tischnachbarin. „Ja sicher, eben. Darum besser weg, solange sie noch klein sind“, resümiert Frau Niedlich. Besser weg, solange sie klein sind. Das Krematorium liegt gleich um die Ecke. Hoyerswerda ist fast überall und die Erde unbewohnbar wie der Mond.
Übrigens: Im ersten Halbjahr 1991 brannten mittels gemeiner Stiftung schon fünfmal soviele Flüchtlingsheime wie im gesamten Vorjahr. Gegenüber 1989 wurden 5O Prozent mehr Neuwagen angemeldet. Berechne die Korrelation und stelle die Lösung graphisch dar.
Wer den Schaden hat wie der Sparkassenangestellte Ulrich N., der muß auf den Spott seiner Freunde nicht warten. „Nölle for President“ höhnen Jens Eckhoff & Friends schon heute von den Wahlplakaten der Jungen Union. Dabei will Friedrich Rebers doch bestimmt Präsident des Bürgerparkvereins bleiben...
Nun will auch der Verein Gesundheit & Kultur ans große Geld, um Geomantie, Ecstasy, Reiki, Aromatherapie, Levitiertes Wasser und Sukyo Mahikari an Mann und Frau zu bringen. Ja, nährt denn nicht einmal die Quacksalberei mehr ihren Feldscher?
Der Landessportbund jedenfalls lehnte die Aufnahme des Vereins ab: Noch ist Schattenboxen keine olympische Disziplin. Die Esos aber sollten doch lieber den Weg der Alchemie gehen und die Energieform Geld durch einen neuen Goldkreis III zum Fließen bringen, statt auf Staatsknete zu lauern, die am Ende negativ geladen ist.
TAZ-Redaktion live. Schreibt sich Sakuth nun Sackuth oder schreibt sich Sackuth Sakuth? Die Unentschiedenheit in solchen Fragen ist es doch, die manche GelegenheitsleserIn davon abhält, treue AbonnentIn zu werden. Und mit den Wahlen löst sich das Problem auch nicht auf, denn ES BLEIBT ALLES BEIM ALTEN. Aber ist das nicht auch eine Oase der Ruhe und Beständigkeit in einer Welt, die alles zweifelnd hinterfragt? Wer solches erkannt hat, muß am Sonntagabend nicht zitternd auf das amtliche Endergebnis warten, sondern kann sich mit Qietschente und Naturschwamm im Latschenkiefer-Ölbad entspannen.
Den Bewohnern der Grünenstr. 18 aber ein Wohlgefallen! Ulrich Reineking-Drügemöller
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