: Übergriffe auf Kinder häufen sich
■ Männer vergreifen sich an Kindern/ Berliner Parks werden immer gefährlicher/ Eltern organisieren eine Demonstration, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren/ Sie erhoffen sich einen Schneeballeffekt
Neukölln. In der Neuköllner Hasenheide werden immer mehr Kinder belästigt. Erst in der vergangenen Woche wurde ein siebenjähriges Mädchen von einem Mann ins Gebüsch gezerrt. Dem Kind gelang es wegzurennen, bevor der Mann es mißbrauchen konnte. »Aus Sorge um unsere Kinder wollen wir jetzt aktiv werden«, sagten Sima, Beate und Lisa (Namen von d. Red. geändert), Mütter von Kindern zwischen sieben und neun Jahren. »Unsere erste spontane Reaktion war, ein Flugblatt zu erstellen, um auf die Situation unserer Kinder aufmerksam zu machen.« Für heute haben sie eine Demonstration in der Hasenheide organisiert. Erst vor ein paar Tagen habe eine Frau zwei verängstigte Kinder aus dem Gebüsch gezogen. Sie hatten sich dort versteckt, weil sie von einem Radler verfolgt worden waren.
Die Eltern fordern deshalb Notrufsäulen und Parkwächter. Außerdem haben sie dem Neuköllner Jugendstadtrat Michael Wendt (AL) eine Liste mit tausend Unterschriften für die Aktion »Notrufsäule« überreicht.
»Durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme könnten arbeitslose Sozialarbeiter Patrouille laufen«, sagte Beate, eine der Initiatorinnen der Demonstration. Die drei Frauen konnten von sechs Vorfällen allein in den letzten Wochen berichten, bei denen Kinder belästigt wurden. »Vielleicht löst die Demonstration einen Schneeballeffekt aus«, hoffen sie. »Das Problem existiert auch in anderen Parks. Damit unsere Kinder dort wieder sicher sind, müssen die Leute mehr auf sie und auch aufeinander achten«, sagte Lisa.
Die Eltern wollen ihre Kinder darin bestärken, keine Angst zu zeigen, denn sie sollen lernen, die Situation richtig einzuschätzen. »Meine Tochter kann damit gut umgehen, aber ich habe von anderen Kindern gehört, die nachts weinend aufwachen«, erzählte Beate.
Ein Schülerladen an der Hasenheide soll eine Anlaufstation für Eltern und Kinder werden, in dem alle Vorfälle anonym gesammelt werden. Die Initiatorinnen betonen, daß für sie Belästigungen bereits mit dem Ansprechen anfangen. Wir wollen dazu aufrufen, daß die Eltern zukünftig jeden Übergriff bei der Polizei melden«, sagte Sima.
Die Polizeistreifen sind im Park bisher noch nicht verstärkt worden. Ein Pressesprecher der Polizei sagte, daß die Hasenheide kein Kriminalitätsschwerpunkt sei, weil nicht genügend Anzeigen über Vorfälle vorlägen. Deshalb werde der Park im Rahmen des normalen Dienstes von den Beamten überwacht. Susanne Landwehr
Demonstration am 28.9., 14 Uhr, Treffpunkt Jahneiche Ecke Fontanestraße/Karlsgartenstraße.
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