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UN-Inspektoren setzen Arbeit fort Kopien des Materials für Bagdad

New York/Bagdad (afp) — Die 44 UN-Inspektoren, die vier Tage lang auf einem Parkplatz in Bagdad festgehalten worden waren, haben am Sonntag ihre Arbeit im Irak wieder aufgenommen. Am frühen Samstag morgen waren die Experten in ihr Hotel zurückgekehrt, nachdem in der Nacht zwischen den Vereinten Nationen und dem Irak ein Kompromiß ausgehandelt worden war. Danach soll der Irak Kopien des belastenden Materials erhalten.

Die UN-Inspektoren stellten am Wochenende gemäß der Vereinbarung gemeinsam mit Irakern eine Inventarliste des beschlagnahmten Materials auf. Delegationsleiter David Kay versicherte, das Material bleibe im Besitz der UN-Mission. Dies garantiere die Übereinkunft zwischen der UNO und dem Irak. In der Inventarliste, deren Aufstellung in der Nacht zum Sonntag abgeschlossen wurde, seien 3.000 Fotos, 5.000 Seiten gedrucktes Material sowie Videobänder aufgeführt.

Die Inspektoren hatten nach der Einigung noch das Ende der Nacht abgewartet und waren dann am Samstag morgen zu dem 400 Meter von ihrem Parkplatz entfernten Hotel „Palästina“ zurückgekehrt. Sie hatten seit Dienstag in Bussen auf dem Parkplatz campiert — umstellt von irakischen Sicherheitskräften. Nach Angaben eines Vertreters der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien, David Kyd, sind unter den beschlagnahmten Dokumenten auch Kopien von Verträgen mit westlichen Firmen, die zum irakischen Atomprogramm beigetragen haben. Namen wollte Kyd jedoch nicht nennen.

Die Bundesregierung hat mittlerweile von den Vereinten Nationen Einsicht in die Dokumente verlangt. Das Auswärtige Amt gehe davon aus, auf diesem Weg Beweismaterial gegen deutsche Firmen zu erhalten, die den Irak illegal beim Aufbau seines Atomprogramms unterstützt hätten, berichtete die 'Augsburger Allgemeine‘ am Samstag. Zudem habe die Staatsanwaltschaft Darmstadt, welche die Ermittlungen bei Verstößen gegen das Außenwirtschaftsgesetz führt, ein Rechtshilfeersuchen an die Vereinten Nationen gestellt. Ein Sprecher der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) sagte gegenüber der Zeitung, seine Behörde gehe davon aus, „daß Dokumente auch in deutsch gefunden wurden“.

Inzwischen hätten die UNO-Inspektoren auch offiziell den Auftrag erhalten, gezielt nach entsprechenden Hinweisen zu suchen.

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