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Hege- statt Trophäenjagd-betr.: "Mit dem Naturschützer auf Trophäenjagd", taz vom 23.9.91

betr.: dito

„Wer sich gern einen Nashornschädel übers Sofa hängen möchte oder dringend ein Jaguarfell für den Partykeller braucht, der kann sich beim ,World Wildlife Fund‘ (WWF) erkundigen, wo er die dazu benötigten Tiere abknallen kann.“ Ein mit diesem Satz beginnender Vorwurf der Unterstützung von Großwildjägern durch den WWF, der — Zeichen für miserable Recherche — übrigens „World Wide Fund for Nature“ heißt, ist schlichtweg falsch. Es bedarf schon eins gehörigen Maßes an geistiger Schlichtheit, der größten privaten Naturschutzorganisation der Welt zu unterstellen, sie fördere die Großwildjagd. [...] Ohne den WWF wären die in diesem Artikel erwähnten Tierarten wie Breitmaulnashorn oder Elefant wohl schon ausgestorben.

Richtig ist: der WWF hat keine Einwände gegen eine Bejagung von Wildtieren, wenn der Bestand den ökologischen Rahmen des Lebensgebietes zu sprengen droht (wie übrigens aus den wörtlich zitierten Passagen von der Artenschutzbeauftragten des WWF-Deutschland, Frau Dr.Ute Grimm, deutlich hervorgeht). Konkret heißt das, daß in wenigen Einzelfällen eine Hegejagd durchgeführt werden muß, weil sonst einzelne Tierarten mit zu großen Bestand anderen, ebenfalls bedrohten Arten die Lebensgrundlage entziehen — eine Elefantenherde in einem kleinen Naturschutzgebiet etwa kann dort bei zu großem Bestand regelrechte Verwüstungen anrichten, mit der Folge, daß Nahrungs- und Lebensraumkonkurrenten verdrängt werden. Die Jagd als Populationskontrolle, aber eben nur als solche, ist ein vom WWF nicht befürwortetes, aber wohl in eingen Fällen unumgängliches Mittel. Dies herauszufinden hätte ein Blick in ein ökologisches Lehrbuch genügt, statt die wissenschaftlich fragwürdigen Eindrücke von „überzeugten Naturschützern“ darzustellen, die auch mehr mit ihrer eigenen Überzeugung denn mit harter Naturschutzarbeit beschäftigt zu sein scheinen.

Die Mitarbeiter des WWF jedenfalls schlagensich, wie gerade Frau Dr.Grimm, eher die Nächte in Flughäfen oder Zollanlagen um die Ohren, um die illegale Einfuhr von Elfenbein oder anderen Trophäen und Produkten zu verhindern, statt mit umgehängter Flinte auf Großwildjagd zu gehen. Wer sich beim WWF nach Abschußmöglichkeiten für Nashörner erkundigen will, sollte nicht hoffen, auf freundliche Antwort zu stoßen. [...] Thomas Immelmann, Pressesprecher, Umweltstiftung WWF-Deutschland

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