piwik no script img

Proteste in Dresden gegen den Rassismus

■ Stadtverordnete wollen Flüchtlingsheime schützen

Dresden (taz) — Etwa 1.000 DresdnerInnen folgten Sonntag nachmittag dem Aufruf von „Wolfspelz“, Autonomer Antifa und anderen Gruppen zu einer Demonstration gegen die wachsende Ausländerfeindlichkeit. Ihre Solidarität mit den ausländischen MitbürgerInnen bekundeten sie auf dem Weg von der Kreuzkirche über die Schloßbrücke zu jener Stelle, wo vor einem halben Jahr der dreißigjährige mosambikanische Arbeiter Jorge Joao Gomondai von Rechtsradikalen aus der fahrenden Straßenbahn in den Tod gestoßen worden war. Im Demonstrationszug unter rot-schwarzen Fahnen liefen auch Ausländer; Redskins verteilten Flugblätter der Sharp-Bewegung, die Vereinigte Linke informierte über die Bilanz rechtsradikaler Gewalt. Auch die Ausländerbeauftragte demonstrierte mit. Am Rande versuchten Rechte zu provozieren. „Beim nächstenmal müssen wir erreichen, daß der Landtagspräsident mit uns demonstriert“, rief zum Abschluß ein evangelischer Pfarrer. Als eine Sprecherin der DemonstrantInnen darauf hinwies, daß sich in der Nähe eine größere Gruppe Faschos aufhalte und darum bat, AusländerInnen, Frauen und Kinder auf dem Heimweg zu schützen, gingen einige DemonstrantInnen sofort „auf Jagd“. Die Rechtsradikalen flüchteten. Bei späteren Auseinandersetzungen mit der Polizei wurden 40 Autonome vorläufig festgenommen. Angeblich hätten sie sich „ihre Taschen mit Steinen gefüllt“ und ein Fahrzeug beschädigt.

Dresdens OB Wagner (CDU) hatte am Vortag zur Eröffnung der Woche des ausländischen Mitbürgers vor überfülltem Ratssaal die „unantastbare Würde des Menschen“ beschworen. In Koalitionsgesprächen sei festgelegt worden, daß sich die Stadtverordneten „bei einer ähnlichen Entwicklung wie in Hoyerswerda“ selbst vor die Heime stellen und die Angriffe abwehren werden. Detlef Krell

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen