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Die Bremer Ampel steht auf Grün

 ■ Aus Bremen H. Bruns-Kösters

Bremens Bürgermeister Klaus Wedemeier machte am Montag nachmittag auf einer Pressekonferenz aus seinem Herzen keine Mördergrube: Mit Blick auf Grüne und FDP verriet er seinen Koalitionswunsch: „Es ist die Frage, ob man nicht die Fragen der Wirtschaft mit denen der Ökologie bündelt.“ Beide Parteien bat er, die Hürden für solche Gepräche nicht zu hoch zu legen. Klartext: Wedemeier möchte neben den Grünen, um die er nach dem Wahlergebnis nicht herumkommt, auch die für eine Mehrheitsbildung eigentlich überflüssige FDP in einer Koalition sehen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Mit einer Ampelkoalition hätte Wedemeier die widerstrebenden Flügel in seiner Partei befriedigt und angesichts der schwierien Finanzlage Bremens ein Signal des guten Willens in Richtung Bonn gegeben.

Doch ob Wedemeier sein Ziele erreichen wird ist mehr als fraglich. In einer Pressekonferenz am Dienstag morgen zeigte der Bremer FDP- Fraktionsvorsitzende Claus Jäger wenig Neigung, auf das Werben des Bürgermeisters einzugehen. Die programmatischen Unterschiede zwischen FDP und Grünen seien eine „Riesenhürde“, meinte Jäger. Außerdem hätten SPD und Grüne zusammen eine 52:48 Mehrheit, was eine Regierungsbeteiliung der FDP anders als im ampelregierten Brandenburg überflüssig mache. Jäger: „Wir werden nicht gebraucht und das macht es hochgradig schierig.“ In der Tat wäre die FDP als schwächste Partnerin in einer Ampelkoalition jederzeit verzichtbar. Trotz dieser eigentlich deutlichen Absage will die FDP dennoch Sondierungsgespräche mit der SPD führen.

Die Bremer Grünen demonstrieren derweil Selbstbewußtsein. Die Vorstandssprecherin Marieluise Beck sah angesichts des grünen Stimmenzuwachses keinerlei Grund, von dem Wahlziel einer rot-grünen Koalition abzugehen. Beck in Richtung Wedemeier: „Die Voraussetzung für ein solches Bündnis wäre ein hoher Grad von politischer Übereinstimmung und Stabilität. Wir dürfen nicht auf die Sollbruchstelle hinarbeiten, wie es die Grünen in den Kinderschuhen ihrer Regierungsbeteilung getan haben.“ Bürgemeister Wedemeier vernahm es auf der Pressekonferenz mit Aufmerksamkeit und notierte die Worte. Auf Nachfrage antwortete Wedemeier dann auf das grüne Werben für Rot-Grün: „Unter Umständen werden wir das müssen.“

Nach einem Besuch bei Bundeskanzler Helmut Kohl hat inzwischen auch der CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann Koalitionsgelüste. Nach dem Gespräch beim Kanzler erklärte Neumann die Bereitschaft über eine große Koalition zu verhandlen. Doch innerhalb der SPD geht die Neigung, eine schwarz-rote Koalition einzugehen gegen Null. Im Landesvorstand der SPD wurde das Sondierungsgespräch mit der CDU eher als demokratische Pflichtübung gehandelt. Diese Sondierungsgespräche werden bereits heute beginnen. In der nächsten Woche sollen dann die Verhandlungen starten, die bis Ende Oktober abgeschlossen sein sollen.

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