: FDP will mitregieren
■ Landesvorstand schlägt Koalitionsvarianten mit SPD, CDU und Grünen vor
Auch die Bremer FDP möchte jetzt an die Fleischtöpfe. Während ihr stellvertretender Fraktionsvorsitzender Heinrich Welke direkt nach der Wahl die künftige Rolle der FDP wieder in der Opposition gesehen hatte, hat der Landesvorstand am Mittwoch abend drei Möglichkeiten einer Regierungsbeteiligung vorgeschlagen:
eine sozial-liberale Koalition, die allerdings in der Stadtbürgerschaft keine Mehrheit hätte,
eine völlige Ablösung der SPD durch Koalition von CDU, FDP und Grünen,
eine „Ampelkoalition“ mit SPD und Grünen.
Spitzenkandidat Claus Jäger und der Landesvorsitzende Manfred Richter sollen jetzt Sondierungsgespräche für alle drei Varianten führen.
„Wir wollen keine Option ausschließen“, sagte Richter gestern gegenüber der taz. Seine Vorliebe für die von ihm wortmalerisch „Schwampel“ genannte CDU- FDP-Grünen-Koalition stößt bei den beiden Wunschpartnern jedoch auf keine Gegenliebe. Die Grünen haben sich bereits klar für Rot-Grün und die CDU ebenso deutlich für eine große Koalition mit der SPD ausgesprochen.
Realistischer ist dagegen die Ampelkoalition mit Grünen und SPD. Parteichef Richter möchte sich darauf allerdings nur unter der Bedingung einlassen, daß „die FDP von den anderen beiden nicht an die Wand gedrückt werden kann“. Schließlich wäre die Unterstützung der FDP rein rechnerisch für SPD und Grüne nicht nötig. „Aber wenn wir zum Beispiel ein Vetorecht bekämen, wäre auch die Ampel möglich“, sagte Richter gestern.
Ihn lockt an einer Regierungsbeteiligung auch das persönliche Interesse. In FDP-Kreisen werden ihm Ambitionen auf das Amt des Hafen- und Verkehrssenators nachgesagt. „Man soll nie nie sagen“, gestand er gestern einen solchen Wunsch. Auch Claus Jäger und der Innenpolitiker Friedrich van Nispen haben sich als mögliche Senatoren ins Spiel gebracht.
Keine Aussicht auf einen Posten hat dagegen Heinrich Welke. Eine Regierungsbeteiligung der FDP hält der stellvertretende Fraktionschef denn auch für „sehr unwahrscheinlich und nicht angemessen“. Von einer Ampelkoalition hätte lediglich die SPD einen Vorteil: „Für sie wäre das sicher sehr bequem, weil sie dann die Chance hat, die beiden Kleinen immer gegeneinander auszuspielen.“ Ase
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