: Rauhhaardackel als Stadtneurotiker
Immer mehr Köter kommen auf die Couch. Angeblich reagieren Vierbeiner „auf die Aura des Menschen“. Am verhängnisvollsten scheint diese Aura die Großstädte zu durchwehen. Rund die Hälfte der 30.000 Hunde in München, schätzt Tierheilpraktikerin Petra Beck, sei „mit psychischen Problemen belastet“. Schon gibt es sechs Heilpraktiker-Praxen zur Linderung hündischer Seelenqualen, und glaubt man den Schilderungen der Therapeuten, gehen 70 Prozent aller Zipperlein aufs Konto eines empfindsamen Hunde-Gemüts. Wer einmal erlebt hat, welche Horden schicker Menschen auf Münchens Leopoldstraße ihre kostbaren Barsois, Afghanen oder Huskies präsentieren, der versteht den Pudel, der dem Rassehunde-Schauen dadurch zu entgehen suchte, daß er ein gut Teil seiner Haare abstieß. Mit Homöopathie und Akupunktur, Aroma- oder Farbtherapie werden dergleichen psychische Auffälligkeiten dann wieder kuriert. Von einer Urschrei- Therapie für Pitbulls ist indessen noch nichts bekannt.
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