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„Wenigstens ein Deutschland weniger“

■ 4.000 demonstrieren in Hamburg gegen Ausländerfeindlichkeit

Hamburg (taz) — Während Kanzler und Präsident, garniert von etlichen Honoratioren, die offiziellen Nationalfeiertags-Festivitäten absolvierten und Tausende vor dem Rathaus den Jahrmarkt des gesamtdeutschen Föderalismus besuchten, zogen 4.000 Menschen von der Ausländerbehörde am Hauptbahnhof durch Hamburgs Innenstadt und skandierten „Bleiberecht ist Menschenenrecht“. Eine der beteiligten Gruppen marschierte unter dem Motto: „Wenigstens ein Deutschland weniger“. Die unerwartet gut besuchte Demonstration war von einem „Aktionsbündnis zum 3. Oktober“ organisiert worden, in dem „Alternative Liste“ und PDS die Zügel in der Hand hielten.

Im Vorfeld der Demo hatte es unerquickliche Spaltungen gegeben. Eigentlich wollte Hamburgs angejahrte linke Rest-Szene einen satirischen Umzug unter dem Titel „Hurra Deutschland! Nein, Danke!“ veranstalten und dabei den Bismarck aus dem nahegelegenen Sachsenwald umbetten. Doch nach den Ereignissen im sächsischen Hoyerswerda war auch in Hamburg keinem mehr nach politischen Scherzen zumute. Es wurde „umorientiert“, auf eine ersnsthafte Demo. Dabei ging es nicht ohne Reibungsverluste ab. Die WortführerInnen der „Alternativen Liste“ bestanden auf Maximalforderungen, wie „Hamburg muß zur freien Einwandererstadt erklärt werden“. Einer von ihnen erklärte wörtlich: „Ich will nicht mit jedem vor der Ausländerbehörde stehen, der meint, Hoyerswerda war irgendwie nicht in Ordnung. Ich will mit Leuten demonstrieren, die meinen, Flüchtlinge dürfen uneingeschränkt bleiben.“

Daraufhin zogen sich die Grünen aus den Vorbereitungen zurück. Innerhalb weniger Tage zimmerten sie eine eindrucksvolle Koalition für eine Dienstag-abend- Kundgebung in der Hamburger Innestadt. Motto: „Gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus.“ Zu dieser Kundgebung riefen etwa 30 Organisationen auf, darunter FDP, ÖTV, DAG und Humanistische Union. Weniger eindrucksvoll war die Beteiligung an der kurzen Veranstaltung: Nur 300 Menschen ließen sich eine knappe halbe Stunde Zeit, um nachdenklichen RednerInnen zu aplaudieren.

Da sorgten die 200 SchülerInnen, die am Dienstag zur gleichen Zeit durch die Innenstadt zogen für mehr Aufsehen. Sie brachten Parolen zu Gehör, die fast vergessen waren, wie „Hoch die internationale Solidarität“. Als sie durch die Mönckebergstraße kamen, blickte eine hanseatische Dame verschreckt auf und murmelte: „Einen Moment habe ich gedacht, die demonstrieren gegen Ausländer. Das hätte mich aufgeregt.“ Dann wandte sie sich beruhigt wieder dem Shopping zu. Jürgen Oetting

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