„Rassismus geht vom Staat aus“

■ 3.000 Bremer demonstrierten gegen Gewalt

Gut 3.000 Menschen demonstrierten am Samstag in Bremen gegen die Gewaltanschläge, mit denen Rechtsradikale in den letzten Tagen das Leben von Ausländern bedroht haben. Die Demonstration bewegte sich nahezu lautlos vom Bremer Hauptbahnhof durch die Innenstadt zum Grassmarkt. Den Teilnehmern war nicht nach Skandieren markiger Losungen, Transparente sah man nur wenige. Aufgerufen hatten Grüne, SPD und FDP, der Bremer Kreisverband des DGB sowie zahlreiche Ausländergruppen.

Auf der abschließenden Kundgebung vor dem Rathaus analysierte Rosa Garcia von der internationalen Frauengruppe De Colores die Ursachen für die Gewaltanschläge. Auch ohne viel Phantasie sei nach der deutschen Einheit deutlich geworden, in welche Richtung die Ausländerpolitik in der neuen Bundesrepublik laufen werde, erklärte Garcia. „Rassismus geht vom Staat aus“, sagte sie und machte die systematische Kriminalisierung und Ausgrenzung der Ausländer für den neuen Haß verantwortlich. „Demonstrationen gegen eine “rassistische Gesellschaft„ reichten nicht mehr aus, um der Gewalt entgegenzutreten. Entschlossen kündigte sie an: “Wir bleiben hier.„

Der Bremer DGB-Vorsitzende Siegfried Schmidt sah in den rechtsradikalen Gewaltanschlägen auf Ausländer einen „Angriff gegen den liberalen Rechtsstaat“ und forderte „ein ebenso entschlossenes Vorgehen gegen Rechts wie gegen den Linksradikalismus“.

Domprediger Günter Abramcik appellierte an alle „wachen Herzen“, sich ausländischer Menschen anzunehmen, die Angst haben. „Ich will hier keine Situation an meinem Dom, daß Menschen verfolgt werden und die Glocken läuten nicht“, erklärte Abramcik und forderte alle Bremer auf, deutlich Stellung gegen die Anschläge auf Ausländer zu beziehen.

Abramcik erinnerte an das Bremer Flair einer Weltstadt, das im wesentlichen von Ausländern geprägt würde. „Das Wort Asyl hat zu allen Zeiten in erster Linie die Bedeutung von Schutz für die Menschen gehabt.“

Viele Demonstranten zeigten sich angesichts der Teilnehmerzahl von ca. 3.000 Menschen enttäuscht. „Wenn wir jetzt nicht auf die Straße gehen, wann dann?“ fragte ein älterer Herr, der die Reichskristallnacht von 1938 noch erlebt hat. „Wohin soll das alles führen?“

Parallel zu der Demonstration gab es Mahnwachen vor einzelnen Häusern, in denen Asylbewerber leben. mad