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Mit den Pickeln weicht auch das Lachen

■ betr.: "Das Grusel Alphabet"

betr.: „Das Grusel Alphabet“

Von A bis Z hat uns Lilian Mousli einiges zum Lachen beschert. Unsere elfjährige Tochter hat ihre Bildchen gesammelt (ohne schwere selische Folgen), und ich habe die LeserInnenreaktionen ausgekostet. Abgewandelt nach Tucholsky: „Kaum macht jemand einen Witz, sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel.“ Mit der Zuverlässigkeit ihrer pawlowschen Reflexe melden sich die chronisch empörten LeserInnen zu Wort:

„Frauenfeindlich“, „kinderfeindlich“, „menschenverachtend“ und nicht zu vergessen „spätpubertierend“, die endgültige Keule, da bekanntlich mit den Pickeln auch das Lachen weichen muß. Schwarzen Humor hat man oder hat man nicht — die taz ist umfangreich genug, um auszuweichen. Die soften Comix eines „Ralph“ reißen mich nicht vom Stuhl, und die plakativen Pointen einer Franziska Becker bringen höchstens noch ein betagtes Damentherapiekränzchen zum Schmunzeln. Aber ich käme im Traum nicht auf die Idee, mein Abo einiger Federstriche willen aufzukündigen.

Betrüblich, wenn der spätalternative Sumpf, ob mildgrün, autonom oder frauenbewegt, moralinsauer aufstößt, sobald ihm jemand auf die Birkenstocksandale tritt. Ein unausgewogenes Wort, ein schräges Bild und schon gerät das selbstgezimmerte WeltBILD ins Wanken. Aber die linken Rechthaber wirken lächerlich, wenn sie die Scheren aus dem Kopf in die Hand nehmen, um gegen Comix anzurennen. Realitätsverlust oder schlichtes Spießertum: engherzig, kleinkarriert und permanent pädagogisch.

Ich möchte keine Zeitung, die keine Gefühle verletzt und dem kleinsten gemeinsamen Nenner nach dem Mund redet. Geschmackvoll und jugendfrei ist selten witzig. André Frevert,

Oestrich Winkel 3

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