piwik no script img

„Alles vom Bremer Designer entworfen“

■ Ansichten einer Moskauer Kunstwissenschaftlerin und Schätze-Packerin

Walentina Tschubinskaja ist Kunstwissenschaftlerin und arbeitet am staatlichen Museum des Moskauer Kreml. Zusammen mit vier Kolleginnen war sie für den sachgemäßen Transport und die Aufstellung der Kremlschätze in Bremen verantwortlich. Zu Zeit packt Tchubinskaja die Exponate wieder ein.

taz: Was bedeutet es für Sie, daß diese Ausstellung hier in Bremen gelaufen ist?

Walentina Tschubinskaja: Für mich ist das, was hier gezeigt wurde, ein Teil von Rußland, ein Teil unseres Landes, unserer Kultur und natürlich auch meiner Arbeit.

Haben Sie Kritik daran, wie die Exponate ausgestellt wurden?

Doch, wenn wir die Ausstellung von Anfang bis Ende selbst gemacht hätten, wäre etwas anderes herausgekommen.

Was?

Das Design der Ausstellung und die farbliche Gestaltung hätte anders ausgesehen. Außerdem hätten wir auch die Exponate in den Vitrinen anders zusammengestellt. Zum Beispiel dieses silberne Gefäß dort, das der Herrscher früher bei staatlichen Zeremonien in den Händen hielt. Für dieses Gefäß ist die Vitrine völlig ungeeignet. Wir hätten das mit anderen Gegenständen, die zu der Zeremonie gehören, zusammengestellt. Aber als wir kamen, wurden wir vor vollendete Fakten gestellt. Alles wurde von dem Designer hier in Bremen entworfen. Die ganze Art und Weise, wie die Ausstellung gestaltet wurde, hat man sich hier ausgedacht. Wir hätten mehr Zusammenarbeit mit uns lieber gehabt.

Was hat Sie noch gestört?

Über die Fototapete mit dem Kreml-Saal wurde viel diskutiert. Das ist Interieur des 19.Jahrhunderts. Die Feierlichkeit, die die Organisatoren damit angestrebt haben, hat nichts mit der Zeit Peters I. zu tun. Oder der Eingang, wo das Portrait von Peter I. hing, ist umgeben von einem Säulengang, ebenfalls eine Fotomontage. Auch das hat nichts mit der russischen Kultur zu tun und hat bei uns komische Gefühle und viele Diskussionen ausgelößt. Aber alles war schon organisiert, das Geld bezahlt, wir konnten nichts verändern. Eine andere Sache war die Sache mit der musikalischen Untermalung. Wir hatten Musik aus der Zeit Peters vorbereitet, klassische und kirchliche Musik. Alles war bereits in Moskau auf Band aufgezeichnet worden. Die hätte die Ausstellung mit Sicherheit bereichert.

Fragen: Birgit Ziegenhagen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen