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Schauburg mit Kommunalkino

■ Medienzentrum Walle in weiter Ferne / Viel kommunale Filmarbeit, wenig Kinoprofil

Seit Montag zeigt das Kommunalkino (Koki) Bremen seine Filme auch in der Schauburg. Wir befragten die Koki-Mitarbeiter Karl- Heinz Schmid-Feldhusen und Alfred Tews.

taz: Außer im Cinema, dem Institut Francais, der Angestelltenkammer und dem Bürgerhaus Vegesack zeigen Sie jetzt regelmäßig von Montag bis Donnerstag um 23.00 Uhr in der Schauburg Filme. Kommen Sie da nicht langsam durcheinander?

Schmid-Feldhusen: Komischerweise gibt es da jetzt bei uns eine Umkehrentwicklung. Wir haben 1974 mit drei Kinos angefangen, 1980 spielten wir sogar in 8 verschiedenen Abspielstellen, und dannach nur im Cinema, denn es war uns immer wichtig, eine zentrale Einrichtung zu haben. Wir hatten uns eigentlich darauf eingerichtet, das Medienzentrum in Walle als festes Haus des Kommunalkino zu beziehen, aber das verzögert sich ja seit über zweieinhalb Jahren.

Tews: Bis jetzt haben wir da still gehalten, weil wir uns davon natürlich sehr viel erhofften. Seit letztem November haben wir die Hoffnung immer mehr fahren gelassen. Aber bis jetzt gab es für uns keine konkrete Alternative.

Im Cinema können Sie Ihre Filme ja nur um 19.00 Uhr zeigen, die ungünstigste Zeit fürs Kino.

Tews: Wobei man sagen muß, daß wir zu der Zeit hier in Bremen noch am meisten Publikum in unseren Filmen hatten. Und viel lukrativer ist der Termin um 23.00 Uhr auch nicht. Der Hauptgrund für diese zusätzliche Abspielstätte ist, daß wir so viele Koopperationen und Angebote für den Bereich kommunaler Filmarbeit haben, daß wir die ohne eine Erweiterung nicht mehr sinnvoll ausfüllen können.

Schmid-Feldhusen: Das betrifft vor allem eine gewisse Art von Filmen, die wir im Cinema nicht spielen können, weil das Programm zu eng ist. Wir sollen zu allem Filmprogramme machen: Peter der Große, Paragraph 218 usw. Das machen wir ja auch alles sehr gerne, aber viele wichtige Filme fallen so eben leider in den Gully.

Wollen Sie in Zukunft im Cinema mehr die Pflicht und in der Schauburg das Kürprogramm zeigen?

Schmid-Feldhusen: Spätabends in der Schauburg kann man auch nur bestimmte Filme zeigen. „Busters Bedroom“, den wir in dieser Woche dort zeigen, wird überall hoch gelobt, ist für den europäischen Filmpreis vorgeschlagen, aber kein Kino in Bremen zeigt ihn. Wir haben hier solch eine Lückenfüllerfunktion, und eigentlich wollen wir daneben auch wirklich ein eigenes Konzept gestalten, aber das geht erst, wenn das neue Kino in Walle endlich fertig ist.

Tews: Die Programmschiene in der Schauburg ist ein Experiment für drei Monate. Danach setzten wir uns mit den Leuten von der Schauburg zusammen, denn weil wir dort auf einer ganz engen finanziellen Ebene ohne Zuschüsse operieren, muß sich das Ganze selber tragen. Wir kalkulieren mit durchschnittlich dreißig Zuschauern pro Vorführung.

Schmid Feldhusen: Und das schafft kaum jemand in der Branche. Aber wir sind zuversichtlich!

Fragen: Wilfried Hippen

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