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Thema: Recht auf Faulheit

Ausstieg aus der Leistungsgesellschaft? Der Traum ist vermutlich so alt wie die Leistenden selbst, von seiner Verwirklichung sind wir jedoch weiter entfernt denn je. Die Romantiker des 19. Jahrhunderts schafften es ebensowenig wie die Hippies der 60er Jahre. Vor dem Fall der Mauer schien es, als ob die „merkwürdige Krankheit“, die menschliche Beziehungen verpestet und der Natur einheizt, endlich behandelt werden könnte. Vor allem im Ursprungsland der Workoholics fing man plötzlich an, sich der zerstörerischen Wirkung des eigenen Tuns bewußt zu werden. Was sich die Wirtschaftswunderkinder dank ihres Reichtums leisten konnten, galt den meisten Nachbarn jedoch als typisch deutscher Spleen. Das kurze Techtel-Mechtel mit dem Leistungswahn — niemand redet mehr davon: Schließlich soll am deutschen Wesen nun doch noch die Welt genesen. Das Modell Deutschland ist attraktiver denn je — nicht nur in Osteuropa, auch in südlichen Ländern versuchen die Reformer deutsche Effizienz einzuführen. Als Drohmittel dient ihnen dabei die Konkurrenz im EG-Binnenmarkt. Ob dies ausreicht, den Leuten ihre über die Jahrtausende gepflegten Lebensstile auszutreiben? Passiver Widerstand ist nicht nur in Irland, Italien und Spanien hoch im Kurs. Doch ein Recht auf Faulheit, wie es Marx' Schwiegersohn im letzten Jahrhundert einklagte, fordert niemand mehr.

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