: Neu im Cinema: Missisipi Masala
■ Scharf-bunte Gewürzmischung
Ausländer raus! Nicht nur hier wird diese ebenso aktuelle wie dumme Parole skandiert, Schwarze tun es auch. Da schmeißen sie alle Asiaten aus Unganda hinaus — nur, weil sie braun sind. Rassismus ist überall, auch in Ost-Afrika.
In diesem Fall war das 1972, Idi Amin Dada war auf dem blutigen Höhepunkt seiner Macht. Auch der wohlhabende Rechtsanwalt Jay (Roshan Seth) muß mit seiner Frau Kinnu (Sharmila Tagore) und der Tochter Mina (Sarita Choudhury) alles hinter sich lassen. Die Inderin Mira Nair, auch in Europa mit ihrem Debut- Spielfilm Salaam Bombay bekannt geworden, ist mit ihrer neuen Kino-Arbeit Mississipi Masala ein Wagnis eingegangen. Denn sie läßt ihre Geschichte 18 Jahre später, 1990, in Greenwood, Mississipi, weiterspielen. Daran ist an und für sich nichts besonderes, doch sie verzichtete dabei völlig auf einen weißen Hauptdarsteller.
Frau Nair bewies damit Konsequenz, denn die Probleme der Weißen kommen in Misissipi Masala nur am Rande vor. Da Jay mit seiner Familie nach langer Odyssee im warmen Süden der USA gestrandet ist, lebt er selbstredend in einer Gegend mit überwiegend farbiger Bevölkerung. So konzentriert sich die Regisseurin auf die Lebens-und Verhaltensweisen ihrer Protagonisten. Und die sind entweder indischer oder afrikanischer Herkunft.
Was passiert also, wenn schwarz auf braun trifft und sich verliebt? Es gibt Ärger. Kaum, daß sich die schöne Mina und der sanftmütige Demetrius ganz schön nahe gekommen sind, geht es auch schon los. Die Familienclans rotieren, auch zwischen afrikanischen Indern und amerikanischen Afrikanern bestehen Vorurteile, die weit mehr wiegen, als das Miteinander unterdrückter Minderheiten. Kaum, daß die liebevolle Liaison der beiden ruchbar wird, ist das vermeintliche Miteinander der „Brüder“ und „Schwestern“ vorbei.
Mira Nairs Ethno-und Liebesethos hat zwei kleine Fehler. Der Film ist etwas zu lang (115 Min.) und darum gegen Ende recht zäh. Aber die gut anderthalb Stunden am Anfang sind getragen durch eine wunderschöne Kameraführung (Ed Lachman) und einer Geschichte mit viel skurrilem Witz. Etwa mit diesem: „Schickt sie doch zurück in die Reservate!“ „Das sind Inder, Mann, keine Indianer.“
J.F.Sebastian
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