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Honeckers Heimweh

■ Nach langer Odyssee weiß man, wohin man gehört

Santiago (dpa/ap/taz) — Dieweil der greise Staatschef der ehemaligen DDR, Erich Honecker, in Moskau bang dem russischen Hungerwinter entgegenfriert, sonnt sich seine Ehegattin Margot im fernen Südamerika in der Zuneigung der Familie. Und noch dazu gibt sie der 'Bild‘-Zeitung, ehemals Inbegriff Papier gewordener Feindschaft, fleißig Interviews. Noch im Sommer 1989 hatte Ehemann Erich eigenhändig im 'Neuen Deutschland‘ unter dem Kürzel E.H. Meldungen des Springer- Blatts dementiert, er liege todkrank darnieder.

Während der heimatlose Alt-Diktator in seiner Datscha also auf lästige Fragen deutscher Statsanwälte wartet, gibt seine jüngere Hälfte Zuversicht zum Besten: Das Sowjet-Exil, sagt Margot, sei einzig eine Frage der Gesundheit gewesen, denn in Deutschland sei Honeckers medizinische Versorgung nicht gewährleistet. Im übrigen sei man sich keiner Schuld bewußt, meint Margot, die sich als ganz normale Oma fühlt: „Wieso soll sich das ehemalige Oberhaupt eines, auch von der BRD anerkannten, deutschen Staates vor ein Gericht stellen lassen???“

Deswegen will sie auch wieder nach Hause. Denn nach ihren langen Irrwegen weiß Margot Honecker nun, wohin man im Herbst des Lebens gehört: Nach Deutschland. Denn: „In Deutschland sind wir zu Hause.“

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