: Füße gespürt, Gehen gelernt
■ „Choreografische Werkstatt“ mit Michael Diekamp / Ergebnisse in „Freiraum“
Von der Alltagsgeste zum modernen Tanz — in einer choreografischen Werkstatt im Rahmen der Herbstakademie stürzten sich zwölf Frauen, an drei Tagen pro Woche, sechs Stunden pro Tag, in das Abenteuer Tanzkomposition. Elf von ihnen halbprofessionelle Tänzerinnen und eine Studentin der Musikhochschule. Stürzten? Am Anfang war zunächst das Gehen. Den Raum erfahren, die anderen wahrnehmen, die Spannung des Körpers fühlen, den Boden unter den Füßen spüren.
Michael Diekamp, Bremer Choreograf und Tanzpädagoge, leitete den Kurs im Freiram-Theater. An der Folkwang Schule in Essen absolvierte er die Ausbildung zum Bühnentänzer und studierte anschließend Tanzpädagogik bei dem Laban-Schüler Kurt Joos. Von 1974 bis 77 war er Solotänzer in Pina Bauschs Wuppertaler Tanztheater-Companie. Seit 1977 ist er als Tanzpädagoge tätig. Zusammen mit seiner Frau Barbara war er beim Festival Freier Theatergruppen mit den Stücken „Sprachlose Zeit“ und „Portrait mit Schatten“ im Freiraum-Theater zu sehen.
Aus seiner langjährigen Erfahrung weiß er: „Choreografie ist eigentlich nicht lehrbar, denn sie ist eine höchst subjektive und individuelle Angelegenheit“, und schränkt gleich darauf ein: „Aber es gibt auch für die Tanzkomposition Kriterien, die man sich verdeutlichen, erarbeiten kann.“
Schon alltägliche Gesten können der Stoff sein, aus dem die Choreografien sind. Aus der Selbstuntersuchung „Welche Gesten sind eigentlich typisch für mich?“ entspinnt sich im Zusammenspiel mit den anderen ein Dialog. Die pantomimischen Gesten werden tänzerisch verarbeitet. Aus dem Wechsel des Standpunktes, vom Tanzen zum Zuschauen, von der Bewegung zur Korrektur des tänzerischen Geschehens, entwickelt sich die Choreografie. Eine Geste, ausgeführt von verschiedenen Tänzerinnen, kann auf der Bühne Geschichten erzählen oder Facetten individueller, tänzerischer Körpersprachen widerspiegeln.
juan
Ein Ergebnis des Workshops, entwickelt aus Improvisation und Korrektur, ist die gemeinschaftliche Choreografie „Eine — Viele“. Sie wird im Freiraum-Theater am Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 20.30 Uhr, gezeigt.
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