piwik no script img

Unzertrennliche Begegnung

■ Herbst-Fahrradtip: Mein Rad wasserdicht/ Was den Braten richtig fett macht, ist richtige Pflege mit Zahnbürste, Lappen, Knochen, Vaseline etc.

Berlin. Der Morgentau bringt's an den Tag: Der Herbst ist da. Spätestens jetzt sollte unseren Rädern etwas Pflege zukommen. Gerade die im Sommer so blitzeblank und preiswert gekauften Drahtesel — Kategorie bis 700 Mark — brauchen die Herbstpflege, aber auch die edleren Stahlrösser verlangen danach. Denn Alu rostet nicht, aber es oxidiert, und das ist das dasselbe in Grau.

Mein Pflegeprogramm für jetzt auf die schnelle braucht Lappen, Drahtbürtse, alte Zahnbürste oder kleinen Pinsel, Knochen beziehungsweise je nach Ausführung fünfer oder sechser Inbus, zum Dreckabkratzen 'nen flachen Schraubenzieher, Vaseline-Fett und Öl. Ich nehme Motorenöl für die Kette und Rostlöse-(Kriech-)Öl für eben das.

Wo Fett beziehungsweise Öl ist, findet Wasser nicht hin, dies ist der etwa einstündigen Übung Sinn. Der Lenker: Wo der Vorbau den Knick nach vorne macht, sitzt der Kopf des »Vorbau-Klemmbolzens«, den ihr mit dem passenden Werkzeug löst, zwei bis drei Drehungen, nicht mehr. Geht es nach dem ersten Klack easily weiter, ist das Schraubgewinde des Bolzens noch gut, läßt sich der Vorbau mit leichtem Hin- und Herdrehen nach oben ausziehen, freut euch. Was ihr verhindern wollt, eine unzertrennliche Begegnung, ist noch nicht eingetreten.

Den herausgenommenen Vorbau laßt vorsichtig an den Brems- und anderen Kabeln hängen, und ihr dreht den Klemmbolzen heraus. Danach Vaseline auf den ersten Gewindezentimeter sowie auf den Vorbauschaft (das Rohr), und alles in umgekehrter Reihenfolge wieder einbauen. Auch die Sattelstütze nehmt heraus und fettet sie ein. Solltet ihr feststellen, oh, da ist ja schon überall Fett dran, wo's sein soll, dann habt ihr den Beweis, daß euer Fahrradladen was taugt. Frohlocken könnt ihr aber erst, wenn sich jene heimtückisch versteckten Schutzblechschrauben als gefettet herausstellen. Und gar jene Schrauben, welche Dynamo und Lampen am Rahmen beziehungsweise Schutzblech befestigen. Wenn das zutrifft, schreibt mir den Namen des Ladens, er kommt auf meine Ehrenliste. Wenn nicht, dann müßt ihr es selbst machen. Ich bin in solchen Fällen selber faul und nehme an den Blechen das Kriechöl aus der Dose, aber auf keinen Fall Spray. Spray ist selbst mit Zielrüssel eine Kanone auf einen Spatzen. Aber Achtung, dieses Öl hält nur rund zehn Regenfahrten. Wenn ihr an die Kettenpflege geht, nehmt lieber diese Zeitung als Unterlage. Mit der Drahtbürste holt ihr den groben Dreck herunter, mit der Zahnbürste den feinen. Falls eine Kettenschaltung, puhlt ruhig den Dreck von den Führungsrädchen runter. Die Schaltung freut sich vor dem Ölen an den Dreh- und Angelpunkten über Streicheleinheiten mit dem Lappen. Das Öl für die Kette tragt bitte mit Pinsel oder Zahnbürste auf, jedenfalls nicht zu dick. Bei Nabenschaltungen das kleine Kettchen nicht vergessen. Der Rest ist Ansichtssache. ulle

Nächste Folge in einer Woche.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen