: Tod in der Fischerhütte
Gerd Höllerich, alias Roy Black, ist tot. Der 48jährige wurde in seiner Fischerhütte im Oberbayerischen tot aufgefunden. Es war nicht die Stasi, die bei seinem Herzversagen nachhalf, sondern der Suff.
Sein Leben — wenn er es nicht gerade „schön ist es, auf der Welt zu sein“ fand — schien nur aus Krisen bestanden zu haben. Und immer waren es die Frauen, „Ganz in Weiß“ oder mit „Sand in deinen Augen“, die ihn hinein- oder wieder hinauskatapultierten. Was hätte er für ein schönes, ruhiges Leben als Betriebswirt in Augsburg führen können, statt dessen trieb es ihn zur Kunst und ihren höheren Weihen.
Als junger Mann brachte er sich selbst das Spiel auf der sechssaitigen Gitarre bei (eine Warnung für alle Nachahmer!) und beglückte das deutsche Schlagerwesen, dessen künstlerische Brillanz ein für allemal mit seinem Namen verknüpft sein wird, mit seinem zu Herzen gehenden Liedgut.
Während verlotterte Wirtschaftswunderkids verhascht die deutschen Straßen ruinierten, hielt Gerd Höllerich das Schwiegersohnideal gescheitelt und mit sauber gebügelten Schlaghosen hoch. Aber dann kamen die Frauen und der Alkohol, mehrere Herzkaspers, und Roy wäre fast schon vergessen gewesen, wäre nicht RTL zum zweiten Mal für seinen Ruhm verantwortlich gewesen: Sie hatten ihm in den Sechzigern zwölfmal einen goldenen Löwen geliehen und für mehr als 1,5 Millionen verkaufte LPs gesorgt und zerrten ihn in den Neunzigern erneut auf die Bretter, die die Welt bedeuteten: Ein Schloß am Wörthersee...
Aber auch dieser Ruhm konnte Gerd nicht glücklich machen. Oft blieb er tagelang in seiner Fischerhütte im Oberbayerischen, weil er schon immer am liebsten angelte und angelte und angelte... Roy Black war auch recht früh im Osten tätig: Als einer der Ersten (im Dezember 77) gab er mehrere Konzerte in Dresden (!). Obwohl der Arzt „Herzversagen“ als Todesursache feststellte, nachdem ihn der Bruder tot in seiner Fischerhütte aufgefunden hatte, ordnete die Staatsanwaltschaft eine medizinische Obduktion an. Dennoch scheint es uns übertrieben, trotz der derzeitigen unglaublichen Enthüllungen über die Stasi-Machenschaften, auch in seinem Falle auf eine Nachhilfe durch die roten Geheimdienstsocken zu schließen. Wahrscheinlich war es ganz einfach der Suff. Mach's besser, Gerd!
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen