Schröder: Kein zweites Rheinhausen für Olympia

■ Ministerpräsident hielt Sanierungsvorschlag zurück / Kritik an Daimler-Benz

In der Halle 26 des AEG-Olympia-Werkes Roffhausen bei Wilhelmshaven wird es langsam heiß. Über 8.000 Menschen aus der gesamten Region von Bremen bis Papenburg sind gekommen, um ihre Solidarität mit den von der Schließung bedrohten 2.700 „Olympianern“ zu bekunden.

Freitag morgen, es ist Betriebsversammlung bei Olympia. Müllwerker haben zwei Stunden früher ihre Arbeit begonnen, Nachtschichtarbeiter verzichteten auf Pausen: Sie alle hoffen auf ein erlösendes Wort von Ministerpräsident Gerhard Schröder, um ein Zeichen zur Wiederbelebung des Herzstückes der Region mit nach Hause zu nehmen.

Schröder kam mit nahezu leeren Händen. Seine Offenheit wurde aber mit Begeisterung aufgenommen. Kein Zweifel: Er hat ein „Heimspiel“ und erntet mit starken Sprüchen leicht die Sympathien der Zuhörer.

„Es ist besser, Arbeit zu finanzieren als Arbeitslosigkeit bezahlen zu müssen“, erklärt Schröder und richtet gleich mehrfach das Wort an die nicht anwesende Daimler-Benz-Konzernspitze. „Wie soll ich den Konzern in die Verantwortung für dieses Werk und diese Region nehmen? Ich kann doch nicht die Bereitschaftspolizei nach Stuttgart schicken!“

Die niedersächsische Landesregierung ist „unbegrenzt zu Kooperationen bereit“, um die Zukunft des AEG-Olympia-Werkes in Roffhausen sichern zu helfen, wiederholte Schröder vor den Betriebsangehörigen.

Er wolle ernsthaft und mit realistischen Vorstellungen weitere Gespräche mit der Geschäftsführung von Daimler Benz und AEG führen.

Der Daimler-Benz-Konzern habe auch einen Ruf zu verlieren, wenn er sich aus seiner Verantwortung für AEG-Olympia herausziehe.

Für diesen Fall werde es in Roffhausen ähnliche Verhältnisse wie bei der Schließung des Stahlwerkes Rheinhausen im Ruhrgebiet geben. Details des Konzeptes, das Niedersachsen zur Absicherung der Arbeitsplätze bis spätestens Mitte November ausgearbeitet haben will, wollte Schröder nicht nennen.

Begeisterung kommt auf: „Diejenigen, die kämpfen, können verlieren. Aber wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Immer wieder gibt es Beifall für den „Kollegen Gerhard“, auch wenn der Betriebsratsvorsitzende Holger Ansmann am Schluß bemerkt: „Viele Fragen sind offen, und unsere Unsicherheit bleibt.“

dpa