Begleitschutz für Menschenrechtler

■ Die »Peace Brigades International« werden zehn Jahre alt/ Bundestreffen des deutschen Zweiges in Berlin/ In Guatemala, El Salvador und Sri Lanka werden bedrohte Menschenrechtsgruppen begleitet

Treptow. In der Bekenntnisgemeinde von Treptow stapeln sich schon die selbstgebackenen Geburtstagskuchen. Am Wochenende soll nämlich das zehnjährige Bestehen der in Kanada gegründeten »Peace Brigades International« gefeiert werden. Diese hierzulande wenig bekannte Freiwilligenorganisation, deren deutscher Zweig sich allerdings auch erst im März dieses Jahres als Verein konstituierte, stellt in El Salvador, Guatemala und Sri Lanka bedrohten Einzelpersonen und Gruppen menschlichen Begleitschutz zur Seite. Die deutschen Mitglieder, von denen zwei erst vor kurzem aus Guatemala und El Salvador zurückkehrten, halten derzeit in Treptow ihr Bundestreffen ab. Dort sollen nicht nur die »Ostkontakte« verbessert, sondern auch die Planungen für das Jahr 1992 besprochen werden.

Den GründerInnen der Internationalen Friedensbrigaden ging es um die Förderung von Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktlösungen. Dazu gehört indirekt auch, daß die Organisation auf internationaler Ebene nur auf Nachfrage einheimischer Konfliktparteien aktiv wird. So wie 1983 in Guatemala, als gleich mehrere Vertreter der GAM, einer Gruppe Angehöriger von Verschwundenen, ermordet wurden. Die GAM bat daraufhin die ausländischen Freiwilligen der Peace Brigades um menschlichen Begleitschutz. Die Brigadisten, die übrigens auch Workshops abhalten, begleiten die GAM und andere, von Todesschwadronen oder Militär bedrohte GewerkschafterInnen, Menschenrechts- oder Bauernorganisationen — zeitweise sogar rund um die Uhr. Das dahinterstehende Kalkül, daß die Anwesenheit eines Europäers oder einer Nordamerikanerin vor Mord und Terror zu schützen vermag, ist in der zehnjährigen Arbeit der Peace Brigades International bis auf eine Ausnahme bislang auch tatsächlich aufgegangen.

Die Ausnahme bestand in der Besetzung der Finca »Olga Maria« im März in Guatemala durch landlose Bauern. Der deutsche Brigadist Björn war mit dabei, als nach zehn Tagen Militär und Polizisten »ausgerechnet in deutschen Mercedes-Wagen« angerollt kamen, die dem guatemaltekischen Innenministerium im Rahmen bundesdeutscher Ausbildungshilfe für die Polizei zur Verfügung gestellt worden waren. Da die Polizei keinen Räumungsbefehl hatte, erzählt Björn, »weigerten sich die Bauern zu gehen. Plötzlich eröffneten die Polizisten das Feuer und trafen eine junge Campesina tödlich in die Stirn.« Björn wurde nach diesem schrecklichen Vorfall des Landes verwiesen. Dennoch, sagt er, »kippte die Geschichte wenig später« — wohl dank der Öffentlichkeitsarbeit der Peace Brigades International. Der verantwortliche Innenminister mußte zurücktreten, die Einsatzleiter der Räumung wurden suspendiert. usche