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In den Wind getanzt

■ Festival Freie Theater 91: Die Choreografie-Werkstatt von Michael Diekamp zeigte Arbeitsergebnis

„Oooch, schon aus?“ fragten sich am Freitagabend so manche im Freiraum-Theater. Die kurze Vorstellung „Eine — Viele“, Ergebnis eines Tanz-Workshops unter der Leitung von Michael Diekamp, war vorbei, als es anfing, interessant zu werden. Als sich die zwölf Kursteilnehmerinnen auf der Bühne etwas wohlzufühlen schienen, ging das Licht im Zuschauerraum an.

Die Choreorafieschülerinnen wirkten etwas verunsichert, obwohl sie doch beinah private, bequeme Hosen und Kleider trugen und die tänzerischen Bewegungen selbst entwickelt hatten. Das Thema in „Eine — Viele“ war allein die Choreografie. Es ging um nichts als Formalien, Phrasierungen, Rhythmen, Schwünge, große, kleine, starke, schwache Bewegungen. Sie wurden zu einer Komposition zusammengestellt, die leicht überladen und unruhig wirkte, also durchaus Stoff für ein abendfüllendes Stück hergegeben hätte.

Am Anfang stand die Gruppe zusammen, nah bei einander, die einzelnen darin leicht schwankend, so daß sich die Körper wie Bäume im Wind wiegten und manchmal leicht aneinanderstießen. Aus der Formation heraus die Einzelaktionen, drei, vier huschten diagonal über die Bühne, und schließlich fehlte auch der Kreis nicht, in dem zwei Tänzerinnen von den anderen mit bedrohlich langsamen Schritten eingeschlossen wurden.

Der Mangel an tänzerischer Perfektion störte überhaupt nicht. Aber der strenge Formalismus wirkte, als hätte allen Beteiligten der Mut zum Experiment gefehlt. Die Erwartung wurde zwar anmutig geschürt, aber dann brach die Vorstellung ab, war zu Ende, bevor sie eigentlich richtig begonnen hatte. „Eine — Viele“ - ein interessanter Anfang für ein Tanzstück.

Juan

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