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Multikultur-Zentrum gefordert

■ „Projektgruppe Grohn“ will in Bremen-Nord positive Zeichen setzen

“Hier hat man die Chance, auf einem Quadratkilometer eine Weltreise zu machen“, sagt Peter Wührmann, Sozialarbeiter in der Grohner Düne. Denn in der abweisenden Betonburg am Bahnhof in Vegesack leben Ausländer aus 17 Nationen, viele von ihnen seit Bestehen des Wohnsilos. Mehr als die Hälfte der rund 2000 BewohnerInnen der Grohner Düne sind Ausländer, hinzu kommen 10 bis 15 Prozent Aus-und Übersiedler. Zwischen ihnen und ihren deutschen NachbarInnen versucht Wührmann, dessen Stelle vor einem Jahr schwerpunktmäßig aus der Jugend-in die Ausländerarbeit verlagert wurde, multikulturell zu vermitteln.

Seitdem es auch in unmittelbarer Nachbarschaft der Grohner Düne einen Anschlag auf ein Übergangswohnheim gab, sieht Wührmann seine Arbeit notwendiger denn je. „Hier muß man nicht nur die Mauern aufreißen, um die Architektur —die die Menschen nie angenommen haben — aufzuwerten. Hier muß man auch 'soziale Löcher' schaffen, damit Kontakte mit dem übrigen Stadtteil geknüpft werden können“, meint der Sozialarbeiter. Er spielt dabei auf die rein optischen Nachbesserungen an, die die Gewoba derzeit (mit rosa Tünche) am „Haupteingang“ der Düne durchführen läßt. Und er erinnert an alle noch so interessanten Kulturveranstaltungen im (vor zwei Jahren eingerichteten) „Bewohnertreff“, zu denen sich „noch nicht einmal fortschrittliche“ Nachbarn der Grohner Düne hätten locken lassen. „Das Negativ-Image der Architektur dieser 'Festung' wird einfach auf ihre Bewohner übertragen“, glaubt Wührmann.

Er macht sich deshalb stark für ein Projekt, das angesichts der zunehmenden Ausländerfeindlichkeit seit Ende vergangener Woche von Initiativen und Organisationen gefordert wird, die sich sozial-und kulturarbeiterisch über die „Projektgruppe Grohn“ in der Düne engagieren: Für ein Zentrum für Ausländerkulturarbeit in Bremen-Nord.

Konkret fordert die Projektgruppe Grohn, den leerstehenden Güterschuppen am gegenüberliegenden Bahnhof zu einem multikulturellen Zentrum zu machen, in dem sich die vielen Kulturen des Stadtteils verwirklichen und die ausländischen MitbürgerInnen über diese Schiene auch Kontakt zu den Nachbarn aufbauen könnten. „Das Fremde, das ja solange erschreckt, solange es unbekannt ist, könnte so mit positiven Werten besetzt werden“, meint Wührmann. Dies würde für Bremen-Nord ein politisch weiterreichendes Signal setzen als der Anspruch, mit einem zusätzlichen Kulturzentrum für „Hochkultur“ Touristen anzuziehen. Selbst die Kirchen unterstützen diese Forderung, zumal die Stadt den Schuppen mit 250.000 Markaus Mitteln gekauft hat, die zur Nachbesserung der Grohner Düne bestimmt waren.

Noch fühlen sich die AusländerInnen in der Grohner Düne sicher — konkrete Anfeindungen haben sie dort noch nicht erlebt. Doch die allgemeine Stimmung, wie sie über die Medien verbreitet wird, ließ auch bei ihnen heftige Ängste entstehen. Eine Libanesin erzählt, daß ihr jüngster Sohn aus Angst Bettnässer wurde. Am runden Tisch, den die „Projektgruppe Grohn“ mit ihren VertreterInnen aus Bewohnerinitiativen, Kirchen, ASB und PädagogInnen des Stadtteils letzte Woche einberief, wurden neben dem Kulturzentrum vor allem Sofortmaßnahmen überlegt: Ausländer haben Kurse zur Selbstverteidigung gefordert. In Nachbarschaftshilfe sollen Kinder sicher zur Schule begleitet werden. BürgerInnen sollen Patenschaften zu ausländischen Familien übernehmen, die auf gegenseitiger Freiwilligkeit und ausdrücklich nicht auf finanzieller Hilfe beruht — um beispielsweise bei Behördengängen zu helfen. Über Möglichkeiten der außerschulischen Bildungs- und Jugendarbeit müsse verstärkt nachgedacht werden — auch mit Zielrichtung auf die „potentiellen Täter“, die vernachlässigten Jugendlichen im Stadtteil, die ins rechte Milieu abzurutschen drohen. ra

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