: Vom Umgang mit Äußerungen-betr.: "Wie man eine Bühne minimiert" (Am Beispiel "Titus" - Sanierungsfall L.) von Frieder Reininghaus, taz vom 16.9.91
betr.: „Wie man eine Bühne minimiert“ (Am Beispiel „Titus“ — Sanierungsfall L.) von Frieder Reininghaus, taz vom 16.9.91
[...] Ich habe nicht die Absicht, Ihrer Meinung über die Inszenierung zu widersprechen, das ist Auffassungssache. Was mich empört, ist die Art und Weise, in der Sie mit meinen Äußerungen umgehen. Es ist eine Sache, wenn ich die Auskunft gebe, daß diese Inszenierung von Leuten der alten Mannschaft erarbeitet wurde. Es steht mir auch zu, mich und „Neue“ gegen „Alte“ abzugrenzen, wenn es um die Frage nach meinem persönlichen Profil geht. Aber es ist dann doch klarzustellen, wen ich meine.
Wenn ich gegen zurückliegende (und noch anhaltende) Versäumnisse und Mängel dieses Theaters polemisiere, dann richtet sich meine Kritik gegen die, die das Theater als Ganzes zu verantworten haben. Sie richtet sich nicht gegen die Ensemblemitglieder, die Sänger, Schauspieler und Tänzer. Das ist durch den Ton und die manipulierende Montage ihres Berichts verwischt.
In den Ensembles, in den Werkstätten, in der Technik, wird (und wurde seit Jahren) hervorragende Arbeit geleistet, und alle Mitglieder, seien sie „Neue“ oder „Alte“, sind daran interessiert, mit mir die Qualität beständig zu steigern. Es sind meine Mitarbeiter. Wir stehen gemeinsam am Beginn eines neuen Abschnitts und sichten die Probleme. Das Wort „sanieren“, das Sie auf die Opernabteilung anwenden, habe ich im Zusammenhang des bevorstehenden Umbaus gebraucht, über den Sie nicht berichten, obwohl ich ihn als das dringendste Problem des Lübecker Theaters beschrieben habe.
Sie haben zugegebenermaßen noch niemals eine Aufführung in Lübeck gesehen, aber Sie schreiben von einer Crew, die das Haus auf sein gegenwärtiges Niveau absenkte. In der Rolle des Sextus erwähnen sie namentlich Angela Nick, die am Premierenabend gar nicht gesungen hat. Sie reden von „Sternchen“, die mit der Fäkalsprache in Ligetis „Grand Macabre“ nicht umgehen wollen. Das ist unverschämt. Es gibt in diesem Haus keine „Sternchen“. Wann immer es bisher um eine Auseinandersetzung in künstlerischen Fragen ging, habe ich meine Partner ernst nehmen können. [...] Dietrich von Oertzen, Generalintendant der Lübecker Bühnen
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