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Kinderhandel

■ Verkauf von Kindern häufiger als Raub

Saarbrücken (ap) — Der Verkauf von Kindern durch ihre Eltern ist in der Bundesrepublik nach Beobachtungen der Zentralen Adoptionsstelle vier norddeutscher Bundesländer wesentlich häufiger als Kindesraub. Der Leiter der von den Jugendämtern eingerichteten Adoptionsstelle, Wolf Bach, sagte am Montag, die Polizei sei an „diesen Fällen noch gar nicht dran“. Die in Berlin aufgedeckten Entführungen von Babys hätten für ihn „eine neue und besondere Qualität“ und seien als „extreme und brutale Form des Kinderhandels“ neu, sagte Bach. Der „Regelfall“ sei im letzten Jahrzehnt in der Bundesrepublik und in Europa hingegen der Verkauf von Kindern durch die Eltern gewesen. Vom Kinderhandel seien derzeit offenbar zwar keine deutschen Kinder betroffen, wohl aber seien deutsche Adoptiveltern „in großer Anzahl“ an solchen Geschäften beteiligt gewesen. Es sei keine Frage, daß in der Bundesrepublik „einige tausend gekaufte Kinder“ lebten. Kinderverkauf sei in Europa vor allem aus Griechenland, Süditalien, Rumänien und Jugoslawien bekannt. Beim Kinderhandel herrschten regelrechte Marktgesetze, erläuterte Bach. „Skrupellose Geschäftemacher“ nutzten die „extrem große Zahl von Adoptionsbewerbern“ in den Industrienationen einerseits und das „Angebot von Kindern aus der Dritten Welt“ und Südosteuropa andererseits aus.

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